Zugegeben, es ist kein Buch für hastige Schnellleser: Die Zeilen Michael Friedrichs gehen in die Tiefe. In „Die Fassnacht des Diogenes“, so der Titel des Debüt-Gedichtromans, lässt der langjährige Journalist den griechischen Philosophen zum Weinviertler werden - mit autobiografischen Zügen.
Kein Bürgerschreck, vielmehr schrecklicher Bürger
In einer Zeit, in der schrille Selbstdarstellung auf allen Ebenen inszeniert und gelebt wird, scheint die größte Provokation die Verweigerung, der aktive und absolute Rückzug, das Lob der Faulheit zu sein. Auf dem Marktplatz der Eitelkeiten seien die meisten unterwegs, die wenigsten aber wirkungsvoll. Der Diogenes des 21. Jahrhunderts, wie ihn Michael Friedrich sieht, verweigert die Teilnahme und schont dabei auch noch den Planeten. Bricht Passivität also wirklich Macht?
Diogenes hat sich Michael Friedrich als Weinviertler Heute und Jetzt vorgestellt. Der berühmte Satz „Geh mir aus der Sonne“ verkehrt sich dabei etwa in „Geh mir in die Sonne“, was wiederum eine deutliche Anspielung auf die immer heißer werdenden Sommer sein mag.
Dem Schreiben verschrieben
Sein berufliches Leben hat Michael Friedrich dem Schreiben gewidmet - „Ich genoss es, zu schreiben, wie ich will“, erzählt der studierte Theaterwissenschafter. In seinem neuen Werk lebt Friedrich die künstlerische Freiheit, nicht „stromlinienförmig“ artikulieren zu müssen. „Ich habe lange gebraucht, eine Form zu finden, in der ich mich ausdrücken möchte“, erklärt der Autor in einem Gespräch mit der NÖN.
Literarisch, wortgewandt, witzig, berührend und ausdrucksstark: Michael Friedrichs Gedichtroman „Die Fassnacht des Diogenes“ beschreibt eine Umnachtung in der Kunstsprache eines mühselig zu Wort findenden Autisten. Das Buch (ISBN:978-3-949393068) ist in allen österreichischen Buchhandlungen erhältlich.