Eternal You ●●●○○

Der KI-Markt boomt, Chat- und Video-Bots sprießen wie Pilze aus dem Boden. Fortschritt oder Dehumanisierung? Die Regisseure Moritz Riesewick und Hans Block stellen in ihrer Dokumentation ChatGPT und Co auf den Prüfstand – am Beispiel eines perfiden Geschäftsmodells: Start-ups versprechen die Kontaktaufnahme zu verstorbenen Liebsten. Eine Frau simst dem toten Freund, eine Mutter spricht mit dem computergenerierten Abbild ihrer Tochter. Manipulationen, um Kapital aus der Trauer zu schlagen. Dazu werden Experten, Kritiker und Leidtragende befragt – man meint, ausgewogen über die Technologien zu argumentieren. So aufschlussreich die Einblicke sind, mehr kritische Distanz zur digitalen Leichenschändung täte dem Film gut.

De Facto ●●●●○

Die unerträglichen Sätze erschlagen einen fast. Es geht um „moralische Vernichtung“, das Abschlachten und systematische Vergewaltigungen: Bei ihrem schonungslosen Dokumentarfilm „De Facto“ setzt die aus Bosnien stammende Filmemacherin Selma Doborac auf die Worte der Täter in minimalistischem Setting. Die Schauspieler Cornelius Obonya und Christoph Bach sitzen an einem Tisch in einem Pavillon gegenüber. Die Kamera bleibt regungslos auf den Sprechern. Sie zitieren emotionslos Passagen aus Täterberichten, Zeugenaussagen, Gerichtsurteilen und philosophische Gedanken. „De Facto“ ist harte Kinokost, auf die man sich einlassen muss. Macht man das, faszinieren die durch die Reduktion außergewöhnlich starken Bilder.

Immer wieder Dienstag ●●●●○

Schon wieder ein Film, in dem eine Frau durch Haute Cuisine sich selbst und das Leben neu entdeckt. Dieses Mal aus Schweden. Die kühlere skandinavische Note kann zwar nicht alle kitschig-rührsamen Momente ausmerzen, traut sich aber unkonventionelle Charaktere und oft tabuisierte Momente einzubauen. Als Karin (Marie Richardson) herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt und dieser kurz darauf im Krankenhaus landet, schreibt sie sich mit Freundinnen für einen Kochkurs ein. Endlich machen, was ihr gefällt; raus aus der Hausfrauenrolle. Und dann ist da auch noch der grummelige Koch Henrik (Peter Stormare), der gar nicht zu unattraktiv wirkt und sie zu neuen Zielen im Leben inspiriert