Wer in dieser Ära den Namen und die Stimme von Taylor Swift noch nie gehört hat, muss sich in letzter Zeit wohl musikalisch und gesellschaftlich in anderen Kreisen bewegt haben. Die 34-jährige Musikerin ist derzeit in aller Munde, sorgt auf ihrer Tournee für strömende Fanmassen und ausverkaufte Konzerthallen. Zwischen 8. und 10. August wäre der Popstar dreimal im Wiener Ernst-Happel-Stadion aufgetreten. Doch Großeinsatz am Mittwochvormittag, bei dem ein mutmaßlicher IS-Sympathisant festgenommen wurde, hatte verheerende Auswirkungen. Der 19-Jährige hatte einen Anschlag auf eines oder mehrere Konzerte geplant. Nach dem Bekanntwerden des Motivs sagten die Veranstalter alle Termine am späten Mittwochabend ab.

Die Vorfreude war bereits spürbar

Die Community rund um die Sängerin ist etwas ganz Besonderes, man könnte sie schon fast als eine Art Lebensgefühl, eine Kultur bezeichnen. Die Rede ist von den „Swifties“, die sich durch auffällige Konzertoutfits sowie Plakate, Freundschaftsarmbänder und ihre große Leidenschaft für Taylor Swift auszeichnen. Auch zahlreiche steirische „Swifties“ machten sich auf den Weg nach Wien.  „Mir kommt jetzt schon die Gänsehaut, wenn ich daran denke, sie inmitten tausender Fans wieder live zu sehen nach so langer Zeit“, schwärmte Juristin Valentina Leskoschek noch vor wenigen Tagen.

Umso größer ist die Enttäuschung darüber, dass den Fans dieses Erlebnis nun verwehrt bleibt. Viele freuten sich seit einem Jahr auf das Konzert, konnten gar nicht glauben, dass die Veranstaltungen so kurzfristig abgesagt wurden. Zahlreiche Fans haben sich bereits am Mittwochnachmittag getroffen, haben Armbänder geknüpft und ihre Outfits finalisiert. „Ich habe gerade erst wirklich realisiert, dass ich sie jetzt endlich sehe und dann passiert das,“ schreibt uns eine Userin auf Instagram. „Hab mir die Karten zum Bachelor gekauft. Es war meine große Motivation, das letzte Semester zu schaffen. Hab ihre Musik immer gehört, wenns schwierig war. Jetzt ist die Freude weg,“ erklärt eine weitere Userin.

„Eras Tour“: Die Setlist

Die „Eras Tour“, wie sie genannt wird, betitelt die erfolgreiche Sängerin als eine Reise durch alle musikalischen Ären ihrer Karriere, vergangene sowie derzeitige. Als kleinen Trost haben wir die Setlist der Sängerin zusammengefasst.

Die liebsten Swift-Songs der Redaktion

„Das ist ein Song, der - für mich - immer über euch sein wird“, sagte Taylor Swift einmal über den Song „Long Live“ auf dem dritten Album „Speak Now“, der darüber erzählt, wie die Musik ihr Leben veränderte, die Momente, die sie mit Fans teilte und die Erinnerungen, die sowohl die Musikerin als auch Fans immer begleiten werden. Aus diesem Grund ist es für die Taylor-Fangemeinde der Song, der das Lebensgefühl zusammenfasst, das sie mit der Musikerin verbinden - und jedes Mal für Gänsehaut sorgt.

„Would‘ve Could‘ve Should‘ve“, ein Song, der den Effekt der Beziehung der Musikerin mit John Mayer im Alter von 19 Jahren beschreibt und offen über die negativen Auswirkungen auf ihre Psyche spricht. Das Spiel mit sprachlichen Bildern, das Swift perfektioniert hat, kommt in dem Song, der auf ihrem zehnten Album „Midnights“ zu finden ist, besonders zum Vorschein. (Simone Rendl)

„mirrorball“ von Swifts achtem Album „Folklore“ ist eine emotionale Hymne für alle Swifties. Nach der Absage ihrer Lovers-Tour aufgrund der Corona-Pandemie, zog sie sich ins Studio zurück und gab ihren Fans intime Einblicke in ihr Seelenleben. Der Song kann als Kommentar auf das Leben im Rampenlicht und die Herausforderungen, die mit Berühmtheit und öffentlicher Wahrnehmung einhergehen, verstanden werden. Swift offenbart in „Mirrorball“ ihre eigene Zerbrechlichkeit und die Belastungen, die das Leben als öffentliche Person mit sich bringt.

Taylor Swifts sechstes Album „Reputation“ gleicht einem Befreiungsschlag. In der Ballade „Call It What You Want“ schildert sie ihre Erfahrung mit öffentlichen Skandalen und den negativen Schlagzeilen, die ihren Ruf beschädigt haben. Swift betont, dass es ihr egal ist, wie andere ihre Beziehung oder ihr Leben betiteln – für sie zählt nur ihre eigene Wahrnehmung und das Glück, das sie dabei empfindet. Ganz nach dem Motto: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. (Julia Primus)

„All Too Well“, ein sehr gefühlsechter Song, welcher mit der überarbeiteten „Taylor‘s Version“ noch mehr Emotionen und sogar einen Kurzfilm bekommen hat. Swift schrieb diesen nach einer sechsmonatigen Schreibblockade, die Folge eines schmerzhaften Beziehungsendes. In Erinnerungen schwelgend erzählt der Song eine Liebesgeschichte, der Positives aus der Vergangenheit mit Negativem aus der Gegenwart gegenüberstellt. Der Text aus dem Song „Vielleicht war diese Sache ein Meisterstück“ beschreibt in jedem Fall den Erfolg mit diesem Lied.

Bei diesem Hit will man am liebsten seine Kopfhörer oder Musikbox auf maximale Lautstärke drehen. Die Rede ist von „Style“, ein Lied aus dem Album „1989“, welches von zwei Menschen in einer Beziehung handelt, die sich zwar mit anderen Personen treffen, jedoch ihre Gedanken aneinander nicht verlieren. Die Dramatik innerhalb des Liedes kommt nicht nur durch die Worte zustande, sondern vor allem durch die musikalische Begleitung, die einer Art Achterbahn mit Höhen und Tiefen innerhalb der Dramatik gleicht. (Ines Dominschigg)

Eine turbulente Sommerromanze war die Vorlage für den Song „Cruel Summer“ des siebenten Albums „Lover“. Es geht um die Idee, in einer Beziehung zu sein, in der von Anfang an ein Element der Verzweiflung steckt. Mit einem fröhlichen Beat, aber traurigem Text, spiegelt der Song alle Emotionen wider, die ein Mensch in einer zum Scheitern verurteilten Romanze fühlen kann – von Sehnsucht über Enttäuschung bis hin zu Heimlichtuerei. Der Refrain „It‘s a cruel summer / But I‘ll tell ‚em it‘s cool“ dient als Metapher für die Komplexität einer solchen Beziehung, die trotz aller Schmerzen, die Liebe als etwas Schönes zeigt.

In ihrem 2014 erschienenen Song „Shake It Off“ spricht Taylor über ihre Hater und bezieht sich vor allem auf die Vorurteile gegen sich selbst als Frau in der Öffentlichkeit. Sie will ihren weiblichen, aber auch männlichen Fans Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen, sich von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und Kommentare anderer Personen keinen zu großen Wert zuzuschreiben. Es geht also buchstäblich darum, die Meinung anderer „abzuschütteln“, sein eigenes Leben zu leben und seine Träume zu verfolgen. (Jessica Kanduth)

Taylor Swifts Album Folklore aus dem Jahr 2020 hat mir zum ersten Mal gezeigt, welche clevere Brillanz das Swift’sche Songwriting in seinen besten Momenten in sich trägt. Der Song „august“ hat alle Zutaten, um dir einerseits die Kehle zuzuschnüren und dich andererseits federleicht fühlen zu lassen. Bittersüß melancholisch, ein Refrain der sich anfühlt wie ein Ritt auf einem Ringelspiel und eine erdige Produktion, die trotzdem „Pop“ ist. (Julian Melichar)

Noch einmal Folklore, das erste von zwei Alben, das Taylor in der Covid-Isolation des Jahres 2020 aufnahm. Es war eine andere Stimme, die da plötzlich beim ersten Song „the 1“ zu hören war. Weniger auf Country und Pop gebürstet, ruhiger, melancholisch und auf intensive Art monoton. Ein starker Eröffnungssong für ein starkes Album. Eine Liebe, aus der etwas werden hätte können – „You know the greatest films of all time were never made“. Am Ende gab es den „Album of the Year“-Grammy und der amerikanische Rolling Stone wählte Folklore (vor „Fetch the bolt cutters“ der wunderbaren Fiona Apple) zum besten Album des Jahres. Keine Indie-Eintagsfliege, wie Evermore, das bereits im Dezember desselben Jahres erschien, bewies. (Christian Zechner)