Der Südtiroler Dichter und Autor Oswald Egger (61) erhält den Georg-Büchner-Preis 2024. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 2. November in Darmstadt verliehen. Sie zählt zu den wichtigsten literarischen Preisen im deutschsprachigen Raum. „Er arbeitet an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt“, so die Akademie.
Egger, der am 7. März 1963 in Tscherms (Südtirol) geboren wurde, ist seit 2011 Professor für Sprache und Gestalt in Kiel und lebt in Wien sowie am Gelände der einstigen Raketenstation im deutschen Hombroich. Sein Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
„Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Schriftsteller aus, der seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert“, heißt es auf der Website der Deutschen Akademie. „Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzen sich der raschen Lektüre, laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben. Eggers Wortkosmos fußt in der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft.“
Mehr dazu
Der vielfach ausgezeichnete Autor erhielt bisher u.a. den Clemens-Brentano-Preis (2000), den H.C. Artmann-Preis (2006), den Peter-Huchel-Preis (2007), den Oskar-Pastior-Preis (2010), den Georg-Trakl-Preis für Lyrik (2017) und den Ernst-Jandl-Preis für Lyrik (2019). Egger studierte Literatur und Philosophie in Wien, gab in den 1990er-Jahren die Zeitschrift „Der Prokurist“ sowie die „edition per procura“ heraus und war von 1986 bis 1995 Kurator der „Kulturtage Lana“. 1993 erschien mit „Die Erde der Rede“ die erste größere eigenständige poetische Publikation.
Zu seinem Werk zählen unter anderem „Nichts, das ist“ (2001), „nihilum album“ (2007) und „Diskrete Stetigkeit“ (2008) über die Wechselwirkungen von Mathematik und Poesie. 2010 veröffentlichte er das von der Kritik als Gesamtkunstwerk hervorgehobene fast 800 Seiten starke Buch „Die ganze Zeit“ mit Prosatexten, Vierzeilern und Zeichnungen über das Phänomen Zeit. Zuletzt erschienen ist der Band „Farbkompartimente“ (2023).
Nachfolger von Lutz Seiler
Seit 1951 vergibt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Preis an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträger müssen „durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten“ und „an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben“. Zu den Preisträgern gehören Max Frisch (1958), Günter Grass (1965) und Heinrich Böll (1967) sowie zuletzt Lukas Bärfuss, Elke Erb, der Österreicher Clemens J. Setz und Emine Sevgi Özdamar. Im vergangenen Jahr war der deutsche Schriftsteller Lutz Seiler ausgezeichnet worden. Namensgeber ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner (“Woyzeck“). Er wurde 1813 im Großherzogtum Hessen geboren und starb 1837 in Zürich.