Die größte Lücke zwischen dem Handwerk, das dahintersteckt und der Wahrnehmung durch die Betrachtenden klafft seit jeher bei der Modefotografie: Die Inszenierung des Schönen, die Abbildung von Mode, die immer auch mit Oberflächlichkeit, mit Verkleidung assoziiert wird. All das unter einen Hut zu bringen und in einem Bild zu erzählen, das ist die hohe Kunst der Modefotografie: Beim Betrachter die Begehrlichkeit für ein Stück Stoff zu wecken und die Emotionsskala hochzutreiben. Mit purem fotografischen Handwerk kommt man hier nicht weit: „Meine Hauptleistung ist die Inszenierung“, erzählt Modefotograf Kristian Schuller bei einem Rundgang durch die Schau, in der rund 120 seiner Fotografien gezeigt werden: opulent, übergroß, farbintensiv.
Das ist Schullers liebstes Spiel- und Experimentierfeld, hier ist er angekommen. Die Essenz eines fotografischen Werdegangs, der zwangsläufig hier enden musste: Bei Designerin Vivienne Westwood hat der 53-Jährige Modedesign studiert, beim legendären Modefotografen F.C. Gundlach Fotografie. „Wir haben hier mein maximales Können hängen“, sagt Schuller über die Ausstellung, die Promi-Fotografien – von Cate Blanchett über Heidi Klum bis Penélope Cruz – ebenso umfasst, wie Schwarz-Weiß-Fotografien. Letztere erzeugen in dieser Größe von bis zu 4,5 Metern eine bisweilen durchdringende Nähe. Durch die Hängung ergeben sich je nach Blickwinkel immer neue kaleidoskopartige Bildkompositionen aus Farbrausch und Reduktion. Von der mitreißenden Leichtigkeit, der Dynamik vieler dieser Fotografien sollte man sich nicht täuschen lassen – Modefotografie ist ein Knochenjob. Zu jeder Fotografie erzählt Schuller die Hintergründe, die via QR-Code abrufbar sind.