Als hätte man auf die Pausetaste gedrückt, ein Theaterstück jäh unterbrochen, irgendwie eingefroren. Wie ein kurzes Anhalten der Luft und man ist sich sicher: Beim Ausatmen setzt sich der Zirkus wieder in Bewegung – Schmetterlinge flattern hoch, Farbpartikel färben die Luft ein, opulent bauscht sich Stoff im Wind. Eindrücke wie diese schafft Fotograf Kristian Schuller und legt sie ins Auge des Betrachters. Keine Frage, Schwarz-Weiß-Fotografien sind ihm nicht fremd, er feiert die Reduktion, aber auch das Zelebrieren, das hat er in seinem Metier zur Kunst erhoben. Beides liegt in seiner kreativen DNA: Bei Designerin Vivienne Westwood hat der 53-Jährige Modedesign studiert, beim legendären Fotografen F.C. Gundlach Fotografie. Mit beiden Zutaten, der Opulenz und der Reduktion, jongliert er wie ein Zirkusdirektor. Dass er auch im Fernsehzirkus von Heidi Klums „Germany‘s Next Topmodel“ in schöner Regelmäßigkeit ein Gastspiel einlegt, hat den gebürtigen Rumänen, der als Kind nach Deutschland kam, einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Wenn wir schon bei Opulenz und Inszenierung sind: Ab 23. Mai sind rund 120 seiner Fotografien in der Grazer Stadthalle zu sehen: Illuminiert, überdimensional und spektakulär, ganz so, als würde man eine Ausgabe der „Vogue“ durchschreiten. Wie hält es jemand, der sie inszeniert und von ihr umgeben ist, selbst mit der Schönheit?