Rund zweieinhalb Jahre nach dem Tod einer Kamerafrau am Filmset des Westerns „Rust“ mit Alec Baldwin hat eine Jury die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Vom Vorwurf der Manipulation von Beweismaterial sprachen die Geschworenen die 26-Jährige am Mittwoch an einem Gericht in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico dagegen frei. Das Strafmaß sollte später verkündet werden. Gutierrez-Reed drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.
Gutierrez-Reed zeigte keine Regung, als das Urteil nach dem zehntägigen Prozess verlesen wurde. Die Frau wurde danach direkt in Gewahrsam gebracht, wo sie dem Gericht zufolge bis zur Strafmaßverkündung bleiben soll. Ihr Anwaltsteam kündigte an, in Revision gehen zu wollen.
Hollywoodstar Baldwin hatte die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins im Jahr 2021 bei einer Drehprobe für die Low-Budget-Produktion „Rust“ auf der Bonanza Creek Ranch erschossen. Regisseur Joel Souza wurde von derselben Kugel an der Schulter getroffen. Ein Prozess gegen Baldwin wegen fahrlässiger Tötung ist für Juli geplant.
„Unprofessionell und schlampig“
Unklar ist, wie scharfe Munition in den Revolver gelangen konnte. Gutierrez-Reed hat jede Schuld von sich gewiesen; sie macht den Lieferanten der Filmmunition verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft hatte die Waffenmeisterin im Prozess als „unprofessionell und schlampig“ beschrieben. Häufig habe sie Sicherheitsmaßnahmen komplett übersprungen oder hastig vorgenommen. Schusswaffen und Munition habe sie mehrfach offen am Drehort herumliegen lassen.
In dem Prozess hatten sowohl Regisseur Souza als auch Regieassistent David Halls ausgesagt, der sich im vergangenen Jahr der fahrlässigen Handhabung einer Waffe schuldig bekannt und eine Bewährungsstrafe erhalten hatte. Waffenmeisterin Gutierrez-Reed geriet schon kurz nach dem tragischen Vorfall ins Zwielicht. Mitarbeiter der Filmcrew beklagten Nachlässigkeit und mangelnde Sicherheit am Set, die unerfahrene Waffenmeisterin sei überfordert gewesen und habe bei der Arbeit Alkohol und Drogen konsumiert. Die Anwälte von Gutierrez-Reed wiesen das als „Rufschädigung“ zurück. Die Staatsanwaltschaft sei auf der Suche nach einem „Sündenbock“.