Warm anziehen. Die Regel gilt im winterlichen Salzkammergut grundsätzlich, und am kommenden Samstag ganz besonders: Die Kulturhauptstadt Bad Ischl eröffnet am 20. Jänner ihre Ganzjahresfestlichkeit mit einem groß angelegten Freiluft-Parcours. Bei prognostizierten Temperaturen knapp unter null Grad sollte sich jedenfalls gut feiern lassen. Bis zu 15.000 Gäste werden zu dem Gratis-Event erwartet – da könnte es also noch richtiggehend kuschelig werden rund um den Ischler Kurpark. Hier sind sieben Höhepunkte aus dem Programm dieses Eröffnungswochenendes.
1. Die Opening Ceremony ab 17 Uhr
Es wird Licht. Und laut! 23 Frauen in 35 Kilo schweren Lichtkleidern aus 180 Lampen leuchten den Weg in den Kurpark, 23 Fanfaren aus den 23 Kulturhauptstadt-Gemeinden rufen zum Auftakt. Und ja, Reden gibt es auch (Bundespräsident Alexander Van der Bellen eröffnet) – aber das 90-Minuten-Spektakel steht dezidiert im Namen der Künste. Hubert von Goisern und der „Chor der 1000“ bringen Macht und Pracht des Jodlers zum Schillern. Lokalheld Tom Neuwirth, als Conchita Wurst zur queeren Pop-Ikone avanciert, zeigt Emotion, Doris Uhlich und das Ensemble „Pudertanz“ wirbeln beim Tanz durch selbsterzeugte Puderwolken Staub auf. Mal sehen, ob etwaige Schneeflöckchen da mithalten können. Danach geht es Open Air munter weiter: Am Bertha von Suttner Platz laden ab 19 Uhr Mamadou Diabaté & Congarilla und Clara Luzia zu Live-Sets, im Kurpark Camo & Crooked ab 21.15 Uhr zum Tanz.
2. Trinkhalle & Co.
Wetterfestigkeit ist keine Voraussetzung für die Teilnahme am Eröffnungsprogramm: Von der Trinkhalle bis zum Kirchenschiff reicht die Kette der Veranstaltungsorte, an denen zum Kulturjahr-Auftakt ab 11 Uhr vormittags performt und musiziert wird. Mit dabei sind unter anderem das Ensemble Merve, Duo Ruut und Trio Gabbeh, die Sons of Sissy, Volxfest und die Wüdara Musi. Yasmo & die Klangkantine treten mit der aktuellen Ischler Stadtschreiberin Mieze Medusa auf, die „New Salt Festival Club Night“ will dann spätabends, richtig gelesen: im Pfarrsaal Lust auf Hyperpop und Leftfield-Sounds beim New Salt-Festival im September machen.
Bad Ischl, verschiedene Orte, 20. Jänner, 11 Uhr bis 2 Uhr früh.
3. Die Operette.
Operettenstadt Ischl? Ja, und wie! Dass Barrie Koskys Berliner Operetteninszenierung „Eine Frau, die weiß, was sie will“ schon ein Jahrzehntchen auf dem Buckel hat, war in den ausgiebig geführten Vorab-Diskussionen um das Kulturhauptstadtprogramm natürlich ein Thema. Eine Eigenproduktion war im 30-Millionen-Budget aber nicht drin. Dennoch ein Coup von Intendantin Elisabeth Schweeger, immerhin sprengt die gefeierte Inszenierung des Oscar-Straus-Werks alle Genreformeln des Süßlich-Schmalzigen. Grenzüberschreitende Anarcho-Operette, die mit nur zwei Darstellenden & Orchester das Auslangen findet – und das im Lehar-Theater.
Eine Frau, die weiß, was sie will. Lehar-Theater Ischl, ab 20. Jänner, 19.30 Uhr.
4. Das Sudhaus.
Nicht alles ist Musik am Eröffnungswochenende. Im Ischler Sudhaus eröffnet die Ausstellung „Kunst mit Salz und Wasser“ – die zentrale Kunstausstellung der Kulturhauptstadt. Rund 20 Kunstschaffende wie Hicham Berrada, Eva Schlegel, Simon Starling befassen sich mit den Antagonisten Salz und Wasser, ihrem oft symbiotischen Zusammenwirken und ihrer lebensbestimmenden Funktion für die menschliche Existenz. Dokumente aus der regionalen Geschichte sind in die Objekte, Skulpturen, Installationen, Film-, Foto- und Klangarbeiten der Schau eingearbeitet.
Sudhaus. Ausstellungseröffnung: 20. Jänner, 14.30 Uhr. Bis 31. Oktober.
5. Die schwimmende Sauna.
Studis der Linzer Kunstuni haben eine schwimmende Insellandschaft in den Traunsee gebaut. Als erstes wird eine Sauna zu Wasser gelassen. Wer sich traut, geht also auf dem Wasser schwitzen – die Benutzung von Österreichs spektakulärstem Kaltwasserbecken ist inkludiert (Wassertemperatur Traunsee: 4 Grad).
Plateau Blo, Open Sauna. Trauneck, Ebensee, 21. Jänner, ab 14 Uhr. Eintritt frei, Anmeldung: programm@salzkammergut-2024.at
6. Das Wirtshauslabor.
Von wegen verschwindende Wirtshauskultur: Die Kulturhauptstadt feiert das Gasthaus als kulturelle Keimzelle – und verbindet lokale und europäische Spitzengastronomie, kulinarische Performances und Interventionen sowie Themen-Stammtische. Das klingt vielleicht eine Spur abstrakt, aber schon mit der Eröffnung des Genusslabors Bad Ischl soll das anders werden: Kids aus der Tourismusschule betreiben hier das Wirtshaus der Zukunft. Im ehemaligen Ischler Bahnhofsresti wird also gekocht und Musik gemacht, übers Jahr soll es weitere kulinarisch-performative Spielwiesen in allen Kulturhauptstadtgemeinden geben. Motto: Wirtshaus ist überall. Sagen wir ja.
Genusslabor Bad Ischl. Ehem. Bahnhofsrestauration, 17. bis 22. Jänner. Anmeldung unter: office-wirtshauslabor@ts-badischl.at
7. Der Weltsalon.
Der „Katerfrühstück“-Frühschoppen mit dem Trachtenverein D’Ischler (ab 10 Uhr, Pfarrsaal) sollte am Sonntag wach genug machen für den ersten „Welt-Salon“ der Kulturhauptstadt. Herfried Münkler hält die Eröffnungsrede und spricht mit dem Autorentrio Aleida Assmann, Nava Ebrahimi und Fiston Mwanza Mujila über „Europa im Umbruch“. Ambitionierter Versuch, über das Thema Migration, Zu- und Abwanderung die Salonkultur des Salzkammerguts wiederzubeleben. Weitere „Welt-Salons“ sollen folgen.
Welt-Salon: 21. Jänner, Stallungen der Kaiservilla, 11 Uhr.