Nach dem Neujahrskonzert ist vor dem Neujahrskonzert. Und seit Mittag steht fest, wer 2025 die Wiener Philharmoniker durch den Neujahrsmorgen begleiten wird: Riccardo Muti wird kommendes Jahr das Neujahrskonzert im Musikverein dirigieren, gaben die Philharmoniker bekannt. Damit setzt man auf einen echten Routinier, hat der Italiener das Klassikevent doch bereits sechsmal geleitet. Insgesamt dirigierte der 82-Jährige das Orchester bereits in weit über 500 Konzerten. Dabei hatte Muti bei seinem letzten Dirigat 2021 schon signalisiert, dass ihm der Stress zu viel werde.
Die Liste der möglichen Dirigenten für das Neujahrskonzert scheint nicht länger, sondern immer kürzer zu werden. Nachdem Daniel Barenboim aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in Frage kommt und auch Zubin Mehta nicht jünger wird, war der 82-jährige Muti so etwas wie Retter in der Not: Neben Christian Thielemann (2019 und 2024) und Franz Welser-Möst (2011, 2013, 2023) gibt es keinen gestandenen Routinier mehr, den man engagieren könnte. Andris Nelsons (2020) käme noch in Frage, während das Experiment mit Gustavo Dudamel (2017) wohl einmalig bleiben dürfte.
Die Philharmoniker haben sich selbst ein bisschen ins Eck manövriert. Renommierte Pultstars gäbe es genug, manche lädt man, aus welchen Gründen auch immer, nicht ein (Simon Rattle, Philippe Jordan, Riccardo Chailly, Daniele Gatti), manche haben aufgrund ihrer Verpflichtungen auch schlicht schwer Zeit (wie der Chef der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko). Und eine Frau am Pult scheint in den nächsten vier, fünf Jahren unwahrscheinlich. Die Kandidaten müssen nicht nur ein gutes Einvernehmen mit dem Orchester haben, sie sollten sie auch schon mehrfach in einem Konzert dirigiert haben. Derzeit sind die Deutsche Joana Mallwitz und die Litauerin Mirga Grazinyte-Tyla die aussichtsreichsten Kandidatinnen für dieses geschichtsträchige Debüt, vor 2030 wird das wohl nicht passieren.