Zu Iris van Herpens prominentesten Kundinnen gehören Lady Gaga, Cate Blanchett, Björk und Beyoncé, die sich für ihre „Renaissance“-Tour das gesamte Bühnenoutfit von ihr schneidern ließ. Die niederländische Modemacherin gehört zu den strahlendsten Sternen der Modewelt. Auch wenn sie selbst aussieht, als sei sie gerade einem Botticelli-Gemälde entstiegen, gehört sie zu den avantgardistischsten Couturiers unserer Tage. Sie experimentiert mit neuen Materialien und spielt mit neuen Technologien. Ihre Themen sind Körper und Raum, dafür kooperiert sie für ihre Modelle auch mit Architekten. Haute Couture, die höchste Schneiderkunst, trifft bei Iris van Herpen auf 3D-Druck und Laser-Cut-Technologie. „Für mich sind Kunst und Mode Sphären, die auf die Welt reagieren und sie spiegeln“, erklärte sie der FAZ. Sie verwendet recycelte Fasern und lässt Seide herstellen, bei der die Seidenraupen nicht getötet werden. Für ein Kleid ließ sie einmal Tausende lasergestanzte Stoffpailletten händisch verarbeiten.
Königin Maxima eröffnet die Show
In Paris wurde nun die Ausstellung „Iris van Herpen: Sculpting The Senses“ (Die Sinne formen) eröffnet. Mehr als 100 textile Kunstwerke sind im Museé des Arts décoratifs in Paris bis Ende April zu sehen, eine Ehre, die bisher Mode-Ikonen wie Coco Chanel oder Elsa Schiaparelli vorbehalten war. „Von Mikro bis Makro hinterfragt die Ausstellung den Platz des Körpers im Raum, seine Beziehung zur Kleidung und seiner Umwelt sowie seine Zukunft in einer sich rasch verändernden Welt“, steht im Ausstellungskatalog. Die Schau wurde von der niederländischen Königin Maxima eröffnet, die in einem atemberaubenden Kleid von Iris van Herpen allen die Show stahl, auch der aparten Premiere Dame Brigitte Macron. Iris von Herpen wirkte wie immer etwas abwesend, gedankenverloren, nicht ganz von dieser Welt. Dabei ist die fragile 39-Jährige eine toughe Frau.
Preise zwischen 20.000 und 100.000 Euro
Sie war erst 23 Jahre alt, als sie ihre Firma gründete, nach dem Studium an der Kunsthochschule Arnhem und einem Praktikum bei Alexander McQueen in London. „Für mich ist Kleidung eine der machtvollsten Sprachen, um sich auszudrücken“, sagte sie der Süddeutschen. Die New York Times schätzt, dass Iris van Herpen nicht mehr als 100 Maßanfertigungen pro Jahr macht, bei Preisen zwischen 20.000 und 100.000 Euro. Vor einigen Jahren sorgte sie in der Wiener Kärntnerstraße für Aufsehen. Zum zehnjährigen Firmenjubiläum von Swarovski-Kristallwelten gestaltete sie mit dem Bildhauer Valter Adam Casotto eine Plastik, für die ein Model 3D-gescannt und modelliert wurde. Der überlebensgroße Frauenkopf, die schlafende Riesin, wirkte abstoßend und anziehend zugleich, zog aber alle Blicke auf sich.