Caleb Landry Jones ist auf die schwierigen Charaktere gebucht: die Freaks, Nerds, Außenseiter, Traumatisierten, Provinzler, vom Leben oder von diversen Substanzen Gebeutelten. Der US-Schauspieler besticht zudem durch seine kluge Rollenwahl. Seine erste Hauptrolle hatte er in Brandon Cronenbergs verstörendem Horrorstreifen „Antiviral“, in Jordan Peeles Genre-Hit „Get Out“ betörte er als finsterer Verrückter, und für seine Verkörperung eines Amokläufers in Justin Kurzels Filmbiografie „Nitram“ erhielt er 2021 in Cannes den Preis als bester Darsteller. In Peter Brunners österreichischer Koproduktion „To The Night“ spielte der heute 33-Jährige wiederum einen von Schuldgefühlen geplagten Überlebenden eines Brandunfalls.

In Luc Bessons seltsamem Drama „Dogman“ bezirzt er aktuell im Kino als gebrochener, düsterer Doug, der sich langsam als Dragqueen emanzipiert, in einer Hundegemeinschaft lebt und mit Vierbeinern deutlich besser auskommt als mit Zweibeinern. „Wenn du eine Figur spielst, fühlt es sich in dem Moment ganz natürlich an. Du überlegst dir nicht, ob sie dunkel oder hell ist“, sagt Caleb Landry Jones bei der Weltpremiere in Venedig in breitem schottischen Dialekt. Dann setzt er sein Grinsen auf, das im Film immer dann sichtbar wird, wenn ein Hund um die Ecke tapst. „Es ist schwer, nicht zu lächeln, wenn ein Hund dir in die Augen blickt. Das macht einfach Freude.“

Auch wenn die Figur nach schweren Misshandlungen mit schwachen Beinen im Rollstuhl sitzt, trickst Doug in „Dogman“ mithilfe seiner Vierbeiner-Community die miesesten Gangster aus, schickt diese auf Diebestouren und nennt die nächtlichen Aktionen „Umverteilung“. „In der Highschool erlebte ich, dass man beim Spielen alles darf: dreckige Witze erzählen, weinen, lieben, hassen. Damals erlaubte ich mir im Leben keine Gefühle, auf einer Bühne schon“, erzählt Jones. „Film war für mich immer eine Möglichkeit, dem Leben zu entfliehen.“

Regisseur Luc Besson ergänzt: „Kunst ist ein besserer Safe Space als Alkohol, Drogen, Geld.“ Das Schwierigste an dieser Rolle? „Am meisten gefürchtet habe ich mich davor, auf Französisch zu singen“, gesteht Jones. Unbegründet. Denn die Szenen, in denen er Piaf-Hits singt, zählen zu den besten in „Dogman“.