Die Excellence ist heuer zum Karrierefestival gewachsen - was ist denn heuer neu?
SIGRID MAXL-STUDLER: Mit rund 70 Unternehmen haben wir eine Rekordmesse zu verzeichnen. Im Rahmen von NGO-Sessions finden Sprechstunden statt, Absolventinnen schildern ihren Karriereweg. Wir greifen Themen wie „Wie wird man Bloggerin?“ auf, haben sogar Musikologie dabei - kurz: Wir wollen alle mit einem bunten Branchenmix abholen.
Wo liegen denn die Herausforderungen für Absolventen?
CHRISTA NEUPER: Die Universitäten sind gerade dabei, Strategiepapiere für 2019 bis 2024 zu verabschieden. Die Herausforderungen - Stichwort Globalisierung, Digitalisierung - werden unsere Arbeit verändern. Es wird viele Kompetenzen seitens unserer Absolventen brauchen, also nicht nur Wissen, sondern auch Können und Handlungskompetenz. Gerade da wollen wir intensiv ansetzen.
Am Dienstag sind rund 70 Unternehmen vor Ort - das Karrierefestival ist die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Universität.
NEUPER: Was uns sehr wichtig ist, sind Rückmeldungen von den Arbeitgebern - was sind die Skills, die Kompetenzen, die man künftig braucht? Wir wissen, dass es auch methodische, soziale Kompetenz, Selbstmanagement, Kreativität braucht, und sind in der Ausarbeitung eines Erweiterungsstudiums, um unsere Studierenden bestmöglich zu unterstützen. Was wir auch verstärken wollen, ist, die Praxis ins Haus zu holen und neue Formen des Lernens umzusetzen - stärker Richtung Training zu gehen.
Die WKO Steiermark nimmt zum ersten Mal an der Excellence teil - was ist ihr Thema?
JOSEF HERK: Der Ansatz „Excellence“ ist ein wichtiger Bereich - weg vom Bereich des Mittelmaßes. Unser gemeinsamer Ansatz ist es, junge Menschen nach ihren Talenten zu scouten. Bislang haben wir im Talent Center - in Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität - rund 5000 junge Leute getestet. Wo liegen die Begabungen, wie kann man sie unterstützen? Damit beginnt jede Ausbildung. Der Hauptfokus in diesem Programm ist Unternehmertum.
Was ist denn Unternehmertum für Sie?
HERK: Das ist nicht nur eine Managementaufgabe, es ist Lifestyle, eine Lebenseinstellung. Wir wissen, dass es auch hier im internationalen Vergleich noch Potenzial gibt. Man muss das unternehmerische Virus früh verbreiten. Meine Vision ist es ja, dass es in jeder Studienrichtung die Pflichtvorlesung „Unternehmerisches Denken“ gibt. Wir vergeben auch jährlich Stipendien an steirische Hochschulen, Thema wirtschaftsnahe Diplomarbeiten - das ist der steirische Rohstoff.
Ist es heute wichtig, sich als Toparbeitgeber zu präsentieren, oder sind Sie konkret auf der Suche nach Mitarbeitern?
HANNES TESCHL: Wir suchen entsprechende Führungskräfte, die vier bis sechs Filialen betreuen. Sie tragen eine sehr hohe Verantwortung. Viele junge Mitarbeiter tun sich sehr schwer beim Thema Führung.
Aus welchen Bereichen kommen denn Ihre Bewerber?
TESCHL: Das ist breit gestreut. Es gibt Biologen, Anglistikstudenten, Informatiker. Wir haben da auch keine Scheu. Es geht uns um den Menschen, man muss Lösungskompetenz haben. Wir verschließen uns vor niemanden.
Die Lust am Gründen ist nach wie vor ungebrochen ...
HERK: Täglich werden in der Steiermark elf neue Unternehmen gegründet. Und Gott sei Dank haben sie auch eine starke Überlebensrate.
NEUPER: Rund zehn Prozent der Firmengründungen kommen aus dem akademischen Umfeld. Seit 2014 bieten wir dazu auch Time Gate an - ein Wahlfachpaket für alle Studienrichtungen. Auch die Med Uni und die TU sind Partner. Es gibt viel Unterstützung an der Uni.
Wie erkennt man denn auf einer Jobmesse, ob jemand tatsächlich das Potenzial hat, bei Ihnen zu arbeiten?
EVA HIERZBERGER: Ich beschäftige mich in der Personalentwicklung sehr viel mit dem Thema Kompetenz. Was kann der Mensch? Es gibt so viele Bestandteile - man lernt soziale Kompetenz aus Lebenssituationen, diese Geschichten sind es, die man stärker in die Ausbildung hereinholen muss. Wo liegen die Schätze der einzelnen Leute? Wenn ich dann auf die Kombination treffe, dass die Kompetenz mit Begeisterung zusammenkommt, dann läuft es von selber.
Ein Vortrag auf der Excellence lautet „Arbeiten mit Sinn“ - wie wichtig ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit?
HIERZBERGER: Wenn man das Gefühl hat, man trägt dazu bei, dass man ein tolles Produkt entwickelt, dass Menschen sich entwickeln, ist das für die Mitarbeiter sehr wichtig. TESCHL: Das geht in Richtung „positive leadership“: Das macht Spaß, das mache ich gerne. Das transparent zu machen, ist aber oft schwierig.
HERK: Es geht um den wertschätzenden Sinn des Lebens. Doch oft hat man den Eindruck, Arbeit sei quasi eine Strafe. NEUPER: Deshalb freue ich mich, dass wir das Talent Center haben. Es ist dringend nötig, dass sich die jungen Menschen mit den eigenen Kompetenzen und Interessen auseinandersetzen. Teilweise kommen sie ohne Vorstellung vom Studium an die Universität.