Das Recht auf die individuelle Förderung von Stärken ist in der UN Kinderrechtskonvention verankert. Wer dabei allerdings lediglich an Mathematik oder Naturwissenschaften denkt, liegt falsch. Denn in der Begabungsförderung geht es darum die Potenziale der Kinder zu erkennen und zu stärken – egal in welchem Bereich diese liegen. „Es ist wunderbar, dass in unserer Gesellschaft alle Personen Unterschiedliches gut können und ihre individuellen Stärken einbringen, nur so kann in der gesamten Gesellschaft, das, was an Aufgaben zu erledigen ist erfüllt werden“, meint Katharina Heissenberger-Lehofer, Hochschulprofessorin für Begabungs- und Begabtenförderung an der PH Steiermark.
Begabungsförderung auf allen Ebenen
Genau deshalb ist die Begabungsförderung an der PH Steiermark sowohl in der Forschung, Lehre und Praxis verankert. Ein Ort, an dem die Förderung bereits seit vielen Jahren gelebt wird, ist die hauseigene Praxisvolksschule. Denn in der Mehrstufenklasse dürfen sich Kinder dank des offenen Lernkonzeptes, ihre Vertiefungen selbst aussuchen und erarbeiten – selbstverständlich im Rahmen des vorgegebenen Lehrplans. Damit gehen allerdings auch einige Herausforderungen einher: „Ich muss den Überblick behalten, wer macht was, wer vertieft sich wo. Außerdem braucht man sehr viele Materialen, damit die Kinder forschendes Lernen überhaupt erst betreiben können“, meint die Klassenlehrerin Irene Kompass.
Damit die Studierenden das Prinzip dahinter bereits früh kennenlernen, dürfen sie immer wieder in den Klassen hospitieren. In der Ausbildung dürfen sie sich zudem auf ihre eigenen Interessen konzentrieren. „Die Studierenden können Schwerpunkte wählen und so ihre eigenen Stärken stützen. Gerade dort entstehen häufig besonders schöne Materialien und Produkte“, sagt Heissenberger-Lehofer.
Entwicklung neuer Materialien
Materialentwicklung ist auch das Stichwort des Hochschulprofessors Karl-Heinz Graß. Denn er leitet aktuell das Forschungsprojekt Geometriekoffer 2.0, das in Kooperation mit der TU Graz stattfindet. „Mit dem Koffer möchten wir eine Vernetzung von Raumvorstellung und Arithmetik herstellen“, meint Grass. Denn diese komme häufig zu kurz. Daher besteht der Koffer neben Aufgabenkarten auch aus Steckwürfeln, mit denen die Kinder mathematische Aufgaben räumlich darstellen können. „Der Lösungsweg ist freigestellt, teilweise ist sogar die Aufgabenstellung freigestellt. Auch die Hilfestellungen sind individuell anpassbar“, erklärt er. Dadurch können mit dem Material alle Kinder abgeholt und besonders begabte Kinder gefördert werden.
Viele Wege zum Ziel
Heissenberger-Lehofer ist besonders wichtig, dass es in der Begabungsförderung nicht nur einen Weg gibt. „Das Wichtigste ist, dass sich die Lehrperson den Interessen der Schülerinnen und Schüler annimmt und sich damit auseinandersetzt, dann findet sich auch ein Konzept, das für diese Klasse passt“, meint sie. Um das Thema in den Köpfen präsenter zu verankern, wird es ab Oktober auch einen Podcast der PH Steiermark geben, der über Radio Igel frei verfügbar sein wird. Darin werden mit Expertinnen und Experten Fragen rund um das Thema Begabung, die Erkennung und Förderung diskutiert.
Der Beitrag ist im Rahmen der „Hellen Köpfe“, einer Zusammenarbeit mit den steirischen Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen, Joanneum Research und der steirischen Industrie, entstanden. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Redaktion der Kleinen Zeitung.