In welchem Bereich besteht Bedarf nach Mitarbeitern in Ihrem Unternehmen?
HEIKE SOMMER: Ein massives Thema an all unseren Standorten in Österreich ist es, Lehrlinge für den Beruf des Speditionskaufmanns zu finden.
HANNES TESCHL: Im zentralen Bereich suchen wir zum Beispiel stark Jungakademiker, die eine logistische Ausbildung haben, um strategische Themen voranzutreiben.
FRANZ GLANZ: Wir suchen Personen mit Managementfähigkeiten und einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung. Fremdsprachenkenntnisse sind uns sehr wichtig, weil wir internationale Kunden haben. Über die ZAM-Stiftung etwa ist es uns gelungen, vier Damen, etwa aus Russland und Kroatien, zu akquirieren.
GERHARD TRAUSSNIG: Wir suchen unter anderem Disponenten, die bereit sind, etwas zu bewegen, belastbar sind und Sprachen sprechen – vor allem slawische. Sie sind am Markt praktisch nicht vorhanden. Und wir suchen Lehrlinge, stellen aber fest, dass die Nachfrage immer geringer wird. Wir haben in der Spedition darauf reagiert – es gibt bei uns auch verkürzte Lehrmöglichkeiten für Maturanten.
BERND LABUGGER: Unser Anspruch ist es, dass wir 100 Prozent der Lehrlinge, die wir ausbilden, auch im Betrieb behalten. Es wird zwar schwieriger, Lehrlinge zu finden, aber wenn man flexible Modelle anbietet, sie gezielt fördert und fordert, entwickelt sich immer etwas Positives. Parallel dazu suchen wir Quereinsteiger, die vielleicht auch gar nichts mit Spedition zu tun haben.
GLANZ: Wir haben generell einen extremen Mangel an Berufskraftfahrern in Österreich – das wird zunehmend zu einem Problem.
Was ist Ihnen wichtig, wenn sich ein Lehrling bei Ihnen bewirbt – schauen Sie sich das Zeugnis ganz genau an?
SOMMER: Nein, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass es oft die „Lauser“ sind, die in der Schule nicht die besten Leistungen gebracht haben, für den Beruf aber optimal geeignet sind.
TRAUSSNIG: Wenn ich Lehrlinge aufnehme, stelle ich auch Fragen zu den Eltern. Mir ist wichtig, wie die Lehrlinge aufgewachsen sind, wie viele Geschwister sie haben. Man geht eher weg von den klassischen Bewerbungsbögen und mehr nach Gefühl.
Wenn Sie eine Lanze für den Beruf des Speditionskaufmanns brechen müssten . . .
SOMMER: Ich sage immer, es ist einer der spannendsten kaufmännischen Berufe. Kein Tag ist wie der andere. Man muss einfach beispielhaft zeigen, was man alles bewegt – hinter allem in diesem Raum steckt Logistik. Es ist nicht nur der klassische Transportbereich, es ist so vieles mehr. Und man hat alle Chancen, Karriere zu machen.
Wie bringen Sie jungen Leute die Bandbreite der Berufe in der Logistik näher?
GLANZ: Wir bieten unter anderem „Erlebniswelt Wirtschaftstouren“ an. In einem eigenen Folder werden die unterschiedlichen Berufsbilder aufgezeigt.
TRAUSSNIG: Wir haben eine Broschüre herausgebracht, um den Beruf des Spediteurs bekannter zu machen, laden Abschlussklassen zur Betriebsführung ein. Der Begriff Spediteur wird allerdings meist mit dem Transporteur verwechselt. Das sind zwei komplett andere Berufsbilder mit anderen Herausforderungen.
TESCHL: Wir haben Videos etabliert, in denen Leute aus allen Bereichen – Staplerfahrer, Kommissionierer, Filialleiter – von ihrem Job erzählen.
Sind Sie mit der Ausbildung an den Berufsschulen zufrieden?
LABUGGER: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bildet Österreich Top-Speditionslogistiker aus – von der Lehre bis zum berufsbegleitenden Lehrgang an den Fachhochschulen und Unis.
Birgit Pichler