Das werden richtig intensive Wochen für Franz Kalß. Jeden freien Nachmittag will er in den kommenden Monaten nutzen, um nach der regulären Arbeitszeit noch zu trainieren. Dazu wird es fünfzehn Mal dreitägige, bis ins Wochenende reichende Übungseinheiten mit einem speziellen Trainer geben. Um am Ende erfolgreich sein zu können, „muss eben alles bis ins kleinste Detail passen“, weiß Kalß – denn die Konkurrenz ist groß und kommt aus der ganzen Welt.
Als Sieger bei den Austrian Skills, der nationalen Lehrlingsmeisterschaft, hat sich der Metallbau- und Blechtechniker nämlich für die WorldSkills im Oktober in Abu Dhabi qualifiziert.
Für den Obersteirer ist es der bisherige Höhepunkt in einer schon ansehnlichen Liste an Erfolgen. Neben dem Staatsmeistertitel hat er auch bei Landesmeisterschaften gewonnen – jeweils vor einem, den er besonders gut kennt: seinem Zwillingsbruder Johannes. Wie sehr dabei die Leistung des eigenen Bruders anspornt? „Der Konkurrenzkampf ist natürlich groß, aber nichtsdestotrotz vergönnen wir es uns gegenseitig, wenn der eine Gold und der andere Silber holt“, sind sich die Brüder einig.
Der Reiz der Vielfalt
„Ja, die zwei sind sehr brav und fleißig“, lobt Franz Neuhuber, der beim Arbeitgeber der beiden, der AKE Ausseer Kälte- und Edelstahltechnik GmbH aus Pichl-Kainisch (Bezirk Liezen), für die Lehrlingsausbildung zuständig ist. „Obwohl es unser Unternehmen erst seit 1998 gibt und wir uns erst seit zehn Jahren mit der Lehrlingsausbildung beschäftigen, schaut es nicht schlecht aus“, ist Neuhuber auf die Erfolge seiner Schützlinge stolz. Mit zwei Lehrlingen hatte man einst begonnen, heute sind es 22 in der auf 180 Personen angewachsenen Belegschaft. Neben Metall- und Blechtechnikern werden seit zwei Jahren auch Mechatroniker ausgebildet. „Die Vielfältigkeit der Werkstoffe Metall und Blech und die Vielfalt der verschiedensten Bearbeitungsmethoden“, sagt Franz Kaßl, seien es, die diesen Beruf für ihn so reizvoll machen. Das hört man auch in Graz und Weiz.
„Es ist sehr abwechslungsreich und man hat die Möglichkeit zur Spezialisierung“, beschreibt Pauline Assigal die Vorzüge ihres Berufs. Sie ist im zweiten Lehrjahr ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung zur Maschinenbautechnikerin bei Magna Steyr in Graz.
Tatsächlich reichen im Bereich Metalltechnik die Tätigkeiten von der Be- und Verarbeitung von Metallen zu Bauteilen und Halbfertig- und Fertigprodukten über die Konstruktion und Herstellung von Maschinen und Werkzeugen bis zum Zusammenbau, der Steuerung und Überwachung von automatisierten Fertigungsanlagen. Dafür werden unterschiedliche Eisen- und Nichteisenmetalle, aber auch Kunststoffe und andere Werkstoffe bearbeitet und daraus Maschinen und Maschinenteile, Werkzeuge, Stahlbauteile, Fahrzeugteile, Behälter, Fenster, Fassaden hergestellt. Assigal hatte sich schon in der Schule bei Projektarbeiten mit diesem Metier befasst.
Fingerspitzengefühl notwendig
Nach einem ähnlichen Muster verlief die Berufswahl bei Sarah Teubl, die ebenfalls bei Magna Steyr zur Zerspanungstechnikerin ausgebildet wird. „Wir haben eine Fräs- und Drehmaschine zu Hause“, erzählt die 15-jährige Oststeirerin, wobei sie aber eigentlich Kfz-Technikerin werden wollte. Dann hat sie umgeschwenkt. Bereut hat sie es nicht. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so abwechslungsreich ist, wobei man aber Fingerspitzengefühl braucht.“
Die Abwesenheit von Eintönigkeit und die Notwendigkeit zu Präzision sind es auch, die Patrick Mandl für seinen Beruf begeistern. Der 18-Jährige steht im dritten Lehrjahr als Werkzeugbautechniker bei der Elin Motoren GmbH in Weiz. Feuer gefangen hatte er durch einen Schnuppertag vor vier Jahren. Bereut hat auch er seine Berufswahl seither nie. Drehen, fräsen, schleifen, montieren – das alles läuft in engem Zusammenspiel mit Maschinen. „Sie erleichtern uns die Arbeit“, zerstreut er mögliche Zweifel an der Zukunftstauglichkeit dieser Arbeit wegen der zunehmenden Automatisierung von Produktionsprozessen. „Wenn es um die Feinabstimmung und das Erarbeiten neuer Lösungen geht, sind die Roboter keine Konkurrenz.“ Wie Teubl, Assigal und die Kaßl-Zwillinge sieht daher auch er seine berufliche Zukunft in seinem heutigen Ausbildungsbetrieb.