Ohne Karriere-Umwege über Runtastic, App-Entwicklung und als Youtube-Lauftrainer geht’s anscheinend auch bei Herwig Natmessnig nicht. Als Sportwissenschaftler wagte er sich in die „Ninja Warrior“-Show des Fernsehsenders RTL. Dort soll der härteste Hindernisparcours Deutschlands bewältigt werden, für die Teilnehmer stehen parat: „Rad-Flug“, „Steilkurve mit Seil“, „Schwingende Stäbe“ ... Natmessnig war mit seinen 36 Jahren der älteste Finalteilnehmer. Ausgerechnet bei den Hangel-Stäben „verkantete“ sich der gebürtige Klagenfurter im Finale. „Ich war unter Zeitdruck und bin schief abgesprungen. Mir bleibt der Spaß, mitgemacht zu haben“, analysiert er im Nachhinein. Ohne Enttäuschung reflektiert er: Der Sport habe ihn das Körpergefühl gelehrt, das Prioritätensetzen, die Selbstreflexion. Auch wenn man scheitert, bleibt sein Motto: „Alles, was man tut, muss man mit Freude tun. Da muss man seine Energie reinlegen, egal, welcher Bereich es auch ist.“

Einen konkreten Berufswunsch hatte er nie. Aber dass sich sein Beruf um den Sport drehen soll, das wusste er immer schon. Nach dem Bachmann-Gymnasium in Klagenfurt hat Natmessnig – wie schon seine Eltern, beide waren Gymnasialprofessoren, – Sportwissenschaften und Geografie in Graz studiert, sowie Zusatzausbildungen in Ernährungswissenschaft und als medizinischer Masseur gemacht. Sein Diplomthema: „Aerobes Intervalltraining auf Handkurbel-Ergometer unter Berücksichtigung ergometrischer Kenndaten“. Das alles schaffte er parallel während seiner 14 Jahre im österreichischen Kanu-Nationalteam. Von 2005 bis 2012 betrieb er den Sport professionell, als Angestellter im Heeressportzentrum. Die Trainingslager führten ihn mehrmals um die Welt. „Ich war sechs Mal in Südafrika, sieben Mal in Australien.“ Zwar erfüllte er, vielfacher Staatsmeister, EM- und WM-Teilnehmer, auch die Olympia-Normen, verlor aber das Ausscheidungsverfahren gegen einen Teamkollegen und verabschiedete sich aus dem Sportfördersystem. 



Da erreichte ihn ein Job-Inserat des Fitness-App-Entwicklers Runtastic. Nach drei Runden Assessment-Center (eine Art „Befragungs-Parcours“, womit wir wieder beim Thema wären, wie man die Talente eines Bewerbers herausfiltert) und einem Interview auf Englisch hatte er den Job. Natmessnig entwickelte Trainingspläne für Apps, war für den Blog zuständig (1,5 Millionen Leser im Monat), wirkte beim Youtube-Channel mit und wurde zum Inhouse-Laufexperten der expansiven jungen Firma. Dann machte er etwas, das für seine Generation bezeichnend ist: Als seine Arbeitszeit immer öfter mit dem Erstellen von Statistiken ausgefüllt wurde, nahm er den Hut, weil er nicht so viel vor dem PC sitzen wollte. Und er bewegte seine berufliche Karriere in eine andere Richtung: Als Leiter von zwei Studios des Alive 656-Clubs, der österreichweit 16 Fitnessstudios nach der EMS-Trainingsmethode (steht für: elektrische Muskelstimulation) betreibt.