Ostafrika durchläuft einen rapiden Wandel. Die Region mit enormem Aufholbedarf befindet sich in einem gesellschaftlichen Modernisierungsprozess, der mit steigendem Wirtschaftswachstum einhergeht. Nicht alle profitieren von dieser Entwicklung. Breite Bevölkerungsschichten sind vom Fortschritt abgekoppelt und verarmen. Ein Mittel, um diesen Benachteiligten zu helfen: Soziale Arbeit.
Diese steht im Zentrum des Projektes „PROSOWO II“, mit der die Fachhochschule Kärnten ihr jahrelanges Engagement in der Kooperation mit afrikanischen Partnerinstitutionen fortschreibt. Seit 2008 leitet Helmut Spitzer das am Studiengang für Soziale Arbeit ansässige OSECA-Büro, das wissenschaftliche und pädagogische Aktivitäten in Ostafrika koordiniert. Darüber hinaus wird auch reger Studentenaustausch betrieben: 60 Studierende haben ihr Langzeitpraktikum in Ostafrika verbracht und die Situation dort erforscht.
Das aktuelle Forschungsprojekt unter Spitzers Leitung konzentriert sich auf die Lage der Menschen in den ländlichen Gebieten Ostafrikas. „Aufgrund fehlender Agrar-Investitionen, Infrastrukturmängeln und teils dramatischer Zustände im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen ist die Armut dort am größten. Darauf muss die Soziale Arbeit reagieren und sozialpolitisch aktiv werden“, sagt Spitzer.
Einige Erfolge hat der Ostafrika-Experte bereits im Vorgängerprojekt erzielt. In Tansania und Uganda konnte mit den zuständigen Ministerien ein Entwurf für ein Berufsgesetz für Soziale Arbeit verfasst werden. Die publizierten Forschungsergebnisse wurden in allen Ausbildungsstätten für Soziale Arbeit in der ostafrikanischen Gemeinschaft aufgenommen und dienen als Grundlage für Sozialarbeitscurricula und politisches Lobbying.
In der Folge geht es Spitzer vor allem um die Etablierung von Gemeinwesenprojekten, mit denen sich die lokale Bevölkerung identifizieren kann und die den Menschen nicht aufoktroyiert werden. „In Ruanda werden solche Projekte ,Ubudehe‘ genannt. Darunter ist ein inklusiver Entwicklungsansatz zu verstehen, bei dem unter Mitwirkung der Menschen vor Ort Armut reduziert und eine grundlegende soziale Sicherheit gewährleistet werden soll“, sagt Spitzer. Er plant ein regionales Zentrum für Innovation in der Sozialen Arbeit, von dem aus die Forschungsaktivitäten in der Region gebündelt werden sollen.
Wozu das alles? Spitzer hat einen klaren Standpunkt parat: „Internationale Zusammenarbeit zwischen Europa und den Ländern des Südens sind in Zeiten wie diesen enorm wichtig. Wir leben in einer interdependenten, global vernetzten Welt, in der nicht nationale Abschottung, sondern Offenheit und interkultureller Dialog gefragt sind.“