Home Office und Fernlehre sind die neue Normalität – nicht nur bei uns, sondern überall, wo das Coronavirus sein Unwesen treibt. Die Ukraine ist davon nicht verschont geblieben – allerdings hatte sie bei der Umstellung auf das digitale Arbeits- und Ausbildungsleben ganz andere Voraussetzungen: „Als alle Schulen und Universitäten auf Distanzlehre umstellen mussten, wurde vielerorts komplettes Neuland betreten“, sagt Antonina Hammermüller.
Die gebürtige Ukrainerin betreut im Studienbereich Engineering & IT an der FH Kärnten das Projekt „dComFra“, das sich mit der Erstellung eines digitalen Kompetenzrahmens für ukrainische Lehrer und andere Bürger befasst. Die Pandemie machte dieses Ansinnen umso aktueller – Ziel des EU-geförderten Projekts ist, Menschen in der Ukraine im Umgang mit den neuen digitalen Technologien auf das europäische Level zu bringen. Ausgearbeitet werden dafür eine Reform des Systems der Lehrerausbildung in der Ukraine und die Schaffung eines Netzwerks, das Bildungseinrichtungen, Verbände, staatliche Behörden und Wirtschaft zusammenbringt. Zu diesem Zweck gab es bereits Schulungen und Treffen für Vertreter ukrainischer Universitäten in europäischen Ländern.
Die nächsten Schritte sind die Entwicklung von Online-Kursen, die sich an Lehrer und Bürger wenden sowie ein Pilotprojekt zur Ausbildung von Flüchtlingen und Veteranen des Russland-Konflikts. „Das sind Menschen, die bisher überhaupt keinen Bezug zu Computern hatten. Hier erhalten sie ihre ersten digitale Kompetenzen“, sagt Hammermüller.
Die Strategie, die mit „dComFra“ verfolgt wird, richtet sich an die älteren Bevölkerungsschichten. „Junge Ukrainer haben im Umgang mit digitalen Technologien kaum Schwierigkeiten, uns geht es darum, Menschen ab 50 plus zu erreichen“, so Hammermüller. Pandemiebedingt kann sie ihre Netzwerktreffen zur Zeit auch nur virtuell abhalten – hofft aber, bald wieder vor Ort zu sein.