Ein bis zwei Jahre kann es dauern, bis ein Kind den Übergang vom Kindergarten zur Volksschule bewältigt hat. Das liege laut der Entwicklungspsychologin Sabine Strauß von der PH Kärnten daran, dass die Kinder zu wenig Begleitung in dieser für sie schwierigen Lebensphase erhalten: „Sie verlieren mit der Kindergartenpädagogin eine wichtige Bezugsperson und müssen sich danach in einer völlig neuen Umgebung zurechtfinden“, sagt Strauß.
Die Bildungsforscherin interessiert sich in diesem Zusammenhang dafür, wie die aktuell in Diskussion geratenen Schulreife-Tests in der Praxis ankommen. Als man vor gut zwei Monaten erstmals auf das Thema aufmerksam wurde, hat sich die PH dafür entschieden, ein Forschungsprojekt zu dem österreichweit einheitlichen Screening zur Feststellung der kognitiven Schulreife durchzuführen. „Uns ging es dabei nicht um eine Evaluation der dafür eingesetzten App. Unser Zugang war, den Mehrwert des gesamten Verfahrens zu untersuchen – was bringt es, wie schätzen Kinder, Eltern und Lehrer den Einsatz ein, können sie gut damit umgehen?“, sagt Strauß. Sie möchte zudem herausfinden, ob dieses Screening Kinder in einer sensiblen Lebensphase überhaupt erreicht.
"Einzelfälle in der Tiefe anschauen"
Befragt werden dazu Lehrer, Schulleiter, Kinder und Eltern. Das Forschungsprojekt wird sich auf vier teilnehmende Schulen konzentrieren, eine davon ist die Praxisvolksschule der PH Kärnten. „Wir wollen dabei nicht die große Masse untersuchen, sondern Einzelfälle in der Tiefe anschauen, also qualitativ vorgehen“, sagt Strauß.
Eine Empfehlung hat die Psychologin aber schon zu Beginn des Projekts: Schuleingangsscreenings sollten idealerweise abgekoppelt von der Schuleinschreibung stattfinden – zu Beginn des Schuljahres und zu weiteren Testzeitpunkten im ersten Schuljahr, um Entwicklungsverläufe beobachten und Fördermaßnahmen einleiten zu können. „Dann würde es einem Screening gerecht werden.“