Besonders gemütlich ist er nicht gesessen, wenn man sich das Mobiliar des Philosophen so ansieht: Zwei einfache Holzstühle boten im Studierzimmer von Karl Popper die Sitzgelegenheit, inmitten einer 8000 Druckwerke umfassenden Bibliothek. Diese Sammlung befindet sich seit 1995 an der Universität Klagenfurt, die sie als Geschenk zum damals 25-jährigen Bestandsjubiläum von Land und Bund erhielt. Heuer jährt sich Poppers Todestag zum bereits 25. Mal.
Das nimmt die Universität zum Anlass, das Leben und Wirken Sir Karl Poppers neu zu betrachten. „Er gilt in der Philosophie als Außenseiter, hat aber wichtige Begriffe für die moderne Naturwissenschaft geprägt“, sagt Thomas Hainscho. Selbst Philosoph, hat er im April damit begonnen, die Sammlung an der Uni zu betreuen. Damit unterstützt er den ehemaligen Bibliotheksdirektor Manfred Lube, der federführend für den Aufbau der Popper-Sammlung in Klagenfurt verantwortlich war.
Keine kleine Aufgabe, denn so ein Philosoph von Weltruhm sammelt über seine Laufbahn hinweg so einiges an: Neben Poppers eigenen Büchern finden sich in seiner Arbeitsbibliothek wertvolle Erstausgaben, Manuskripte, Briefe – die allerdings in Klagenfurt nur als Kopien vorliegen, die Originale befinden sich in Kalifornien. Dennoch pilgern Popper-Forscher aus allen Windrichtungen nach Klagenfurt – die Qualität der Sammlung ist weltweit bekannt und wird geschätzt. „Sie stellt einen Forschungsplatz mit dem Charakter einer Privatbibliothek dar – das macht sie einzigartig“, sagt Hainscho.
Führungen durch diese Privatbibliothek werden regelmäßig gegeben, dabei sieht man auch alte Fotoalben, Preise und Urkunden, die Popper zeitlebens anhäufte. „Wir wollen aber kein Museum sein, sondern ein aktiv genutzter Ort der Forschung“, stellt Hainscho klar. So kommen Wissenschaftler in den Genuss, am selben Schreibtisch zu sitzen wie schon einst Karl Popper – 70 Jahre später.