Bunte Kostüme, Requisiten, aufgeregte junge Schauspielerinnen und Schauspieler. Eine Theateraufführung in der Schule läuft im Grunde sehr ähnlich ab. Etwas anders aber an der Praxismittelschule der PH Kärnten: Dort mischen sich unter die Darsteller noch weitere Schüler, die das Gesprochene in Gebärdensprache übersetzen. So kann auch die gehörlose Mitschülerin dem Inhalt folgen. Gebärdensprache ist in dieser Inklusionsklasse in allen Fächern ständig präsent.
„In dieser Klasse gibt es zwar nur eine gehörlose Schülerin, aber unser Ziel ist, möglichst vielen Kindern eine positive und offene Kommunikation mit der Vielfalt des menschlichen Lebens vor Augen zu führen“, sagt Margit Ortner-Wiesinger. Die Direktorin der Praxismittelschule hat vor drei Jahren das Projekt in die Wege geleitet, bei dem auf einen neuen Zugang zur Inklusion im Klassenzimmer gesetzt wurde: Schülerinnen und Schüler verschiedener Muttersprachen und Kinder mit Beeinträchtigung lernen hier gemeinsam. Unterstützt werden sie dabei 20 Stunden pro Woche von einer Gebärdendolmetscherin. Schüler und Lehrer haben von der ersten Woche an die Grundlagen der Gebärdensprache und des Fingeralphabets erlernt. Inzwischen wird das in jedem Fach angewandt.
Wissenschaftlich begleitet wird die Projektklasse seit 2017 von der Uni Klagenfurt. „Es wird untersucht, unter welchen Bedingungen Inklusion bestmöglich gelingen kann und welche Lehr- und Lernstrategien hilfreich sind, um für alle Schüler ein höchstmögliches Bildungsniveau zu erreichen. Ergebnisse dazu werden 2020 vorliegen“, sagt Ortner-Wiesinger.
Rückschlüsse lassen sich aber schon jetzt schließen, besonders beim Zugang der Schulkinder zur Vielfalt: „Eindeutig spürbar ist, dass die Schüler zusammenwachsen, dass sie Unterschiedlichkeit akzeptieren können und toleranter werden“, sagt Ortner-Wiesinger. Sie hofft, dass die Schüler diese Offenheit auch nach der Schule in die Gesellschaft tragen und zu Vorbildern werden.