Ich schreibe, also bin ich: Niemals wurde auf diesem Planeten mehr Text produziert als heute. Digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets und Computern ist es zu verdanken, dass es unkomplizierter ist denn je, Schriftstücke zu verfassen. Aber ist das Schreiben dadurch leichter geworden?
„Der Schreibprozess ist jedenfalls immer wichtiger geworden, er durchdringt immer mehr Berufe, die verstärkt auf digitale Kommunikationsformen setzen“, sagt die Sprachwissenschaftlerin Ursula Doleschal. Sie arbeitet nicht nur am Institut für Slawistik, sondern auch am SchreibCenter der Uni Klagenfurt, wo Studierende Hilfe beim Verfassen wissenschaftlicher Texte bekommen.
Das war nicht immer so: „Bis vor rund 20 Jahren war man an der Uni der Meinung, Schreiben muss man in der Schule lernen. Heute wissen wir, dass der Schulunterricht das Schreiben nicht abschließend behandeln kann, die Entwicklung geht weit darüber hinaus. „Das bestätigen auch Studien aus der Kognitionsforschung“, sagt Doleschal.
Schreiben, so sagt sie, sei kein Geniestreich, es lasse sich erlernen und dazu gebe es viele Möglichkeiten. Genau das ist der Grund, warum sich inzwischen immer mehr wissenschaftliche Disziplinen mit dem Erlernen des Schreibens, aber auch mit dem Verbessern des Schreibprozesses beschäftigen.
Psychologie, Literaturwissenschaft, Didaktik, Pädagogik, Neurologie – all das sind Forschungsfelder, die sich zunehmend dem Schreiben widmen. Wie müssen wissenschaftliche Texte gestaltet sein, welche Störungen gibt es beim Schreibprozess, wie kann das Schreiben als therapeutische Maßnahme eingesetzt werden? Um all diese Fragen dreht sich das Forschungsinteresse, dass am besten unter dem Titel „Schreibwissenschaft“ zusammengefasst werden könnte. Genau zu diesem Stichwort hat Doleschal eine universitäre Tagung organisiert, die Ende Mai an der Alpen-Adria-Universität stattfindet (siehe Info).
Die Tagungsteilnehmer treffen sich, um über die Ausgestaltung der neuen wissenschaftlichen Disziplin der Schreibforschung zu diskutieren. Dass dieser Bereich näher erkundet werden muss, liegt für Doleschal auf der Hand: „Die alte Didaktik, wie wir in der Schule das Schreiben erlernt haben, war nicht empirisch fundiert. Erst jetzt fragen wir genau nach, wie man richtig schreiben lernt und wie man – auch professionelle – Schreibprozesse verbessern kann. Davon profitieren viele.“