Ausgehend von der Buchpublikation zum Thema Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere und der Pflegesituation in Kärnten diskutieren bei der Veranstaltung #WerPflegtMich? des Universitätszentrums für Frauen- und Geschlechterstudien unter anderem die Sozialreferentin des Landes Kärnten Beate Prettner, die Präsidentin des Hilfswerks Kärnten Elisabeth Scheucher-Pichler und Professor Guido Offermanns über aktuelle und zukünftige Herausforderungen und notwendige Maßnahmen für den Pflegebereich.
Ein Ansatzpunkt für die Autorinnen und Autoren des Buches „Familie – Beruf – Karriere“ (erschienen im Februar 2018 im Springer Verlag) ist die Tatsache, dass innerhalb der Familie (trotz vieler Bemühungen zur Gleichstellung) immer noch überwiegend Frauen für unbezahlte Arbeiten wie etwa Sorgearbeit, Pflege, Putzen und Waschen zuständig sind. Frauen im Alter von 20 bis 39 verbringen pro Tag im Durchschnitt rund drei Stunden mehr (doppelt so viel wie Männer) mit Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit. In Österreich sind über 38 Prozent aller teilzeiterwerbstätigen Frauen aus Vereinbarkeitsgründen – zur Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen – in Teilzeit tätig. Hingegen entscheiden sich nur rund vier Prozent aller teilzeittätigen Männer aus diesen Gründen für eine Teilzeitanstellung (Statistik Austria 2017). So fassen die Herausgeberinnen in Hinblick auf Effekte von Teilzeit zusammen: „Auf der einen Seite leistet die Möglichkeit, in Teilzeit erwerbstätig zu sein, entscheidende Beiträge zur Vereinbarkeit von Sorgearbeit und Beruf; auf der anderen Seite ist Teilzeiterwerbstätigkeit mit durchaus problematischen Folgewirkungen für die Ausübenden verbunden: Humankapitaldefizite, geringe Pensions- bzw. Rentenhöhen oder begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz und psychische wie physische Belastungen.“
Besonders Frauen in Sozial- und Pflegeberufen sind in besonders starker Weise von den Auswirkungen betroffen und dennoch haben professionelle Pflegerinnen, aber auch freiwillig Engagierte, Familienangehörige und MigrantInnen (Stichwort 24h-Pflege) zentrale Rollen in der gegenwärtigen Aufrechterhaltung und Umsetzung von Betreuung und Versorgung.
Blicken wir auf diese Arbeitsstrukturen und aktuelle sowie zukünftige gesamtgesellschaftliche Veränderungen in Österreich (und speziell in Kärnten) zeichnet sich ab, dass das Pflegesystem vor entscheidende Herausforderungen gestellt wird. Dazu zählen demografische Entwicklungen und die damit einhergehende steigende Zahl an pflegebedürftigen Personen, der erhöhte Pflegemangel sowie einer Abwanderung der jungen Menschen in Richtung Wien. Darüber hinaus stellen auch Maßnahmen wie die Abschaffung des Pflegeregresses und fehlende Steuereinnahmen das Pflegesystem vor neue Problemstellungen.
Ausgehend von diesen Entwicklungen, die im Rahmen der Buchpräsentation „Familie – Beruf – Karriere“ vorgestellt werden, wird in der anschließenden Podiumsdiskussion gefragt, wie in Kärnten eine bedarfsgerechte Versorgung und Betreuung von kranken und alten Menschen in Zukunft aussehen muss. Und wie diese gewährleistet werden kann, ohne die Qualität der Pflege zu mindern und die körperlichen oder emotionalen Belastungen der pflegenden Angehörigen und formellen Pflegerinnen und Pflegern zu erhöhen? Unter welchen Rahmenbedingungen kann Pflege geleistet werden? Und wer kümmert sich darum?
Dazu sind die ExpertInnen Conny Hribernik (Diplomsozialbetreuerin Behindertenarbeit, Behindertenbegleiterin und Altenarbeit), Margareta Kreimer (Mitherausgeberin, Uni Graz, Volkswirtschaftslehre), Beate Prettner (Landeshauptmannstellvertreterin des Landes Kärnten, Gesundheit, Pflege und Soziales), Professor Guido Offermanns (Alpen-Adria-Universität, Personal, Führung und Organisation) und Elisabeth Scheucher-Pichler (Präsidentin des Hilfswerks Kärnten) eingeladen und diskutieren, welche Maßnahmen für eine künftige bedarfsgerechte Versorgung und Betreuung gesetzt werden müssen, um nicht in einer Struktur der Sorg(e)losigkeit zu münden. Geleitet wird die Diskussion von der Mathematikerin Doris Behrens.