Hennig Beck, Neurowissenschaftler und Autor, erläuterte in seinem mitreißenden Vortrag „Lernst du noch oder verstehst du schon? Der Weg des Wissens ins Gehirns in digitalen Zeiten“ wie wir lernen, verstehen und Kompetenzen entwickeln und zeigte auf, wie Gehirne unsere von immer vielfältigeren Technologien geprägte Welt gestalten: Neugier zu wecken ist lernwirksamer als reines „Stoff machen“! Daher sollten wir den Mut haben, für die Arbeit der Studierenden an knackigen, neugierig machenden Problemstellungen hin und wieder Ineffizienzen zu riskieren, also hin und wieder zuerst zu fordern (Problemstellung) und erst dann zu fördern (Theorie dazu anschaulich vermitteln).
Keine Angst vor künstlicher Intelligenz
Die Kompetenz, neue Konzepte aufstellen und anwenden zu können, haben wir Menschen den besten Computern voraus. Haben wir etwa ein Konzept erst einmal verstanden, so können wir dies nicht nur wiedergeben, sondern auch etwas Neues damit machen, kreativ sein. Beispiel: Brexit. Haben wir es verstanden, verstehen wir auch Grexit und Italexit und Öxit und auch Breturn würde sich ganz von selbst erklären.
Fragen stellen und verstehen
Verstehen wird begünstigt, wenn die Lernenden Fragen stellen können, der Nutzen herausgestellt wird, und die beteiligten Emotionen positiv sind - also von Neugier und Freude geprägt sind und in der Vermittlung neben dem Was und Wie auch das Warum und Wozu Platz haben. Wird auch noch ein komprimierter Schummelzettel geschrieben (freilich nur aus lerntechnischen Gründen) und dieser vor dem Zubettgehen noch einmal betrachtet, sind die Chancen gut, dass das Wissen auch nach Wochen noch vorhanden ist, denn: Wir lernen sprichwörtlich im Schlaf – dann nämlich, wenn „das Seepferdchen“ (Hippocampus), das im Wachzustand zwischengespeicherte Gelernte dem Großhirn präsentiert, welches das Wesentliche in Mustern ablegt und uns dauerhafter zugänglich macht. Also: auch Pausen sind lerntechnisch wertvoll!
Zur Frage der digitalen Distanzlehre oder analogen Präsenzlehre hörten wir, dass das wesentliche Kriterium jenes ist, ob Inhalte vermittelt oder Problemstellungen gelöst werden sollen. Präsenz ist jedenfalls nicht nur eine Medienbrücke, sondern wichtig um Menschen zu beteiligen und zu begeistern.
Dass wir uns bei all dem auch irren dürfen, kann unterhaltsam und fundiert nachgelesen werden bei: Henning Beck „Irren ist nützlich“.