Und wieder ein Rekordwochenende. Die Einkaufssamstage vor Weihnachten bringen den Handel traditionell in Feststimmung, denn irgendwie schaffen wir es Jahr für Jahr, immer ein bisschen mehr einzukaufen. Konsumwachstum - das klingt toll, man ist versucht, sich mit den Kaufleuten mitzufreuen. Es gibt aber auch eine andere, kritische Perspektive: Je mehr wir kaufen, desto mehr Ressourcen verbrauchen wir. Das kann nicht ewig lange gutgehen.
Diese kritische Perspektive legt nicht nur der Hausverstand nahe, sondern ist wissenschaftlich untermauert: „In Ländern mit hohem Wohlstand verbrauchen wir wesentlich mehr Ressourcen, als Menschen in anderen Ländern. Hinzu kommt, dass wir deren Lebensumfeld aufgrund unseres steigenden Ressourcen- und Energieverbrauchs gefährden, oder sogar zerstören“, sagt Renate Hübner.
Die Nachhaltigkeitsforscherin an der Alpen-Adria-Universität beobachtet mit Sorge, wie unser Konsumverhalten dem Planeten zu schaffen macht: „Wie hoch derzeit unsere ökologischen Schulden bereits sind, zeigt uns der sogenannte Welterschöpfungstag: Seit Mitte August leben wir auf Pump, verbrauchen mehr Ressourcen, als die Erde in absehbarer Zeit regenerativ zur Verfügung stellen kann.“ Hübners Forschungsinteresse widmet sich daher intensiv mit der Frage, welche alternativen Konsumformen der exzessiven Ressourcenverschwendung etwas entgegensetzen könnten.
Nutzen statt kaufen wäre da eine mögliche Antwort. Hübner beschäftigt sich mit einer erweiterten Blickweise auf den Konsumenten, die auch Nutzung, Wartung, Reparatur und das Teilen von Gütern berücksichtigt. Bisher habe die Konsumforschung eher darauf abgezielt, den Absatz zu erhöhen und langlebige Güter obsolet zu machen. Hübners Ansatz geht in die Gegenrichtung: Weniger kaufen, schlauer nutzen.
„Zukunftsorientiertes und zukunftstaugliches Konsumhandeln fokussiert den Gebrauch von Gütern, nicht den Verbrauch, trägt zu Ressourcenschonung bei und nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung zur Entwicklung alternativer Konsumformen“, umreißt die Wirtschaftswissenschaftlerin einen Kernbereich der Kritischen Verbraucherforschung.
Nicht die Wirtschaft steht dabei im Mittelpunkt, sondern der Mensch und seine Bedürfnisse - genauer: deren Befriedigung. Diese könne nicht „gekauft“ werden. Dazu müsse man allerdings seine Bedürfnisse besser kennenlernen. Hübner empfiehlt daher alternative Konsumformen zum Kauf, wie selber machen, tauschen, reparieren oder upgraden.