Frau Thomas, Sie haben kürzlich Ihre Habilitation zum Thema Lernmotivation abgeschlossen und halten nun eine Professur für Inklusive Pädagogik an der PH Kärnten. Was hat Ihr Forschungsinteresse angetrieben?

Almut Thomas: Ich habe mehr als 20 Jahre als Sonderschullehrerin gearbeitet – zuerst 13 Jahre in Wien und dann an der Heilstättenschule in Klagenfurt. In dieser Zeit hatte ich häufig mit Schülerinnen und Schülern zu tun, die nicht besonders stark motiviert waren zu lernen. Natürlich habe ich versucht herauszufinden, was ich als Lehrerin tun kann, um deren Lernmotivation zu verbessern.

Im Rahmen Ihrer Habilitation haben Sie mehrere Studien zur Lernmotivation durchgeführt. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Meine Arbeit umfasste mehrere Pilotstudien und Studien. Pilotstudien werden durchgeführt, um Fragebögen zu erproben beispielsweise, um herauszufinden, ob bzw. wie bestimmte Ausdrücke von den Schülerinnen und Schülern verstanden werden. Für Studien, die in Fachzeitschriften publiziert wurden, habe ich zwischen 2015 und 2021 insgesamt die Daten von 88 Lehrerinnen und Lehrern, 4500 Studierenden und 15025 Schülern verwendet.

Bei der Auswertung haben Sie sich unter anderem auf den Einfluss der Klassenzusammensetzung auf die Lernmotivation konzentriert. Mit welchem Ergebnis?

Meine Forschungsarbeiten lassen vermuten, dass es auch eine Rolle spielt, wie die Mitschüler die Lehrperson wahrnehmen. Für die Motivation kann es also einen Unterschied machen, ob die anderen Schüler in dieser Klasse finden, dass die Lehrperson gut erklären kann, sie respektvoll behandelt und ihnen einen gewissen Gestaltungsspielraum zugesteht. Dieser Effekt lässt sich aber nur in Gegenständen beobachten, die für die Schüler neu sind.

Welche Effekte haben Sie noch beobachtet?

Eine Untersuchung zeigte, dass stereotype Überzeugungen von Lehrkräften Geschlechterunterschiede in der Motivation verstärken: Mädchen waren in Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften weniger motiviert, wenn die Lehrperson geschlechtsspezifische Stereotype vertrat. Also Überzeugungen, dass Mädchen und Frauen bestimmte Dinge besser oder schlechter können als Buben und Männer.

Ihr Fazit?

Lehrer können viel dazu beitragen, dass Schüler motiviert lernen. Es erfordert ein Gleichgewicht zwischen Freiheiten, die Kindern und Jugendlichen zugestanden werden müssen und gut kommunizierten Regeln.

Diese Seite erscheint in Kooperation mit der Kärntner Hochschulkonferenz. Die redaktionelle Verantwortung liegt ausschließlich bei der „Kleinen Zeitung“.

Mehr zum Thema