Auf Holz kann man nicht nur klopfen oder stolz sein, man kann sich daraus auch gleich den eigenen Karriereweg in die Zukunft zimmern. Zugegeben, Holzbaumeisterin Gabriele König-Gruber wurde die Liebe zu dem natürlichen Baustoff nicht nur sprichwörtlich in die Wiege gelegt – der elterliche Betrieb stand immerhin gleich nebenan. „Mein Vater hatte einen Zimmereibetrieb in Graz. Wir waren drei Mädchen. Ich bin ich in den Betrieb hineingewachsen. Und irgendwann dachte ich mir: Warum nicht? Ich probier das.“ Die heute 55-Jährige besucht die Ortweinschule in Graz – „Baufachschule hat das damals geheißen“ –, die sie mit der Matura abschließt und dann wieder zu Hause aushilft. Sie packt anfangs bei den Baustellen an, später zeigt ihr der Vater die organisatorischen Seiten des Berufs. „Er hat mich zu Verhandlungen mitgenommen oder ich habe Kalkulationen gemacht. Damit, dass ich die Tochter des Chefs war, gab es kein Problem, weil ich mich ernsthaft bemüht habe und auch fachlich überzeugen konnte.“
"Wichtig, dass jeder seinen Bereich hat"
Dass nur wenige Frauen im Holzbau vertreten sind und auch die Lehrlinge, die sich bewerben, meistens Burschen sind, wundert die Holzbaumeisterin. „Ich denke, dass Mädchen einen klaren Vorteil durch ihre Vorstellungskraft und kommunikative Art haben. Wir, vom Holzbau, sind zwar Handwerker, aber wir sehen uns hauptsächlich als Dienstleister. Ich kann jetzt nur für unseren Betrieb sprechen, wir machen keine riesigen Projekte, sondern wir fertigen nach individuellen Kundenwünschen. Da haben Mädchen auch einen guten Stand, weil sie sehr kommunikativ sind. Und oft auch durch ihre kreativen Ideen, die Kunden auf den richtigen Weg bringen.“ Momentan werden bei Holzbau König-Gruber zwei Lehrlinge ausgebildet. „Man muss räumliche Vorstellungskraft besitzen, schwindelfrei sein, das Handwerk und vor allem die Arbeit mit Holz lieben.“
Volle Auftragsbücher
Derzeit seien die Auftragsbücher sehr voll – vor allem Holzterrassen, Zäune, Pergolen und Überdachungen sind gefragt. Ein Umstand, zu dem auch die Pandemie beigetragen hat. „Man merkt, die Leute sind viel zu Hause, sie haben Ideen und wollen Dinge verbessern, verändern und ergänzen. Sie wollen ihr direktes Umfeld schöner gestalten.“ Das Beste ist aber, dass man sich bei diesen Ergebnissen die Werbung spart. „Wir haben zum Beispiel einen Zaun gemacht – nun wollen auch die Nachbarn einen.“