"Einschmieren nicht vergessen!“, wurde man gebetsmühlenartig jeden Sommer von Mama erinnert, bevor man in die kindliche Freiheit des Freibads entlassen wurde. Von Sonnencreme weiße Nasen und Wangen sind immerhin besser als rote, brennende Schultern. Kurz: Ob Groß oder Klein, Sonnencreme darf im Sommer nicht fehlen.
Und darauf, dass die Qualität hier stimmt, hat Marianne Hruby ein Auge. Die 47-Jährige aus Gleisdorf leitet bei Ringana in Hartberg die Abteilungen Qualitätsmanagement sowie Forschung & Entwicklung. Hier tüfteln zwei Teams mit 17 Mitarbeitern – darunter beispielsweise Chemiker, Biologen, Molekularbiologen, Pharmazeuten, jemand aus der biomedizinischen Analytik – an neuen Produkten und Linien in den Bereichen Kosmetik und Nahrungsergänzungsmittel. „Wir schauen, dass das Team bunt gemischt ist, weil wieder jeder aus seiner Fachrichtung einen neuen und anderen Input bringt. Von der Idee bis zum maschinell produzierbaren Produkt kann es schon einmal ein Jahr oder länger dauern“, verrät Hruby am Telefon, da die Produktion aufgrund von Covid-19 unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen weitergeht.
In Bereichen, in denen es möglich ist, arbeiten die Kollegen derzeit also im Homeoffice. In der Produktion gibt es zwei Teams, die sich nie treffen dürfen. Vorsicht ist besser als Nachsicht – so gibt es eben eine Werksführung mit einer Extraportion Vorstellungskraft. „Erste Produktmuster stellen wir im Labor im kleinen Maßstab her – ein paar hundert Milliliter im Becherglas. Davon gibt es in der Testphase zig Varianten bis wir restlos zufrieden sind. Dann wird das Produkt auf der so genannten Technikumsanlage, eine Art Versuchsanlage, produziert. Das ist der erste Skalierungsschritt auf dem Weg vom Becherglas zum Produktionsmaßstab. Wir müssen ja ein produzierbares Produkt entwickeln“, erklärt die Expertin. Dann erst wird das Kosmetikprodukt auf einer Produktionsanlage hergestellt. „Da wir Frischekosmetik erzeugen, produzieren wir unsere Produkte in kleinen Mengen, dafür aber sehr oft, damit sie frisch das Haus verlässt und frisch beim Kunden ankommt.“Nach ihrem Studium der Chemie an der TU Graz hat es Marianne Hruby, die sich von Kindesbeinen an für Naturwissenschaften begeisterte, zuallererst zur damaligen Steirerobst, heute Agrana, verschlagen. Dort war sie ebenfalls schon für Qualitätsmanagement und Produktentwicklung zuständig. „Nach 15 Jahren war es für mich aber an der Zeit, neue Herausforderungen zu suchen.“
So landete die Chemikerin und zweifache Mutter schließlich bei Ringana in Hartberg. „Damals waren wir noch 60 Leute, heute sind wir 300“, schildert die zweifache Mutter, wie sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Derzeit entsteht der neue „Ringana-Campus“ in St. Johann in der Haide. „Und auch das ist ein täglicher Punkt in unseren täglichen Besprechungen. Vor allem geht es aber um die Produkte. Zu Beginn eines Projektes geht es immer um die Konzeptions- und Planungsphase. Was wollen wir mit dem Produkt erzielen? Was übernehmen wir von bestehenden Produkten?“
Eines davon ist eine wasserfeste Sonnencreme, eine Wasser in Öl-Emulsion mit dem Lichtschutzfaktor 20. „Sie wird vor allem April, Mai und Juni produziert.“ Und so stellt sich bereits die wichtigste Frage: Wie kommt eigentlich der Sonnenschutzfaktor in die Creme? „Hierfür werden spezielle Pigmente verwendet. Wir setzen auf natürliche, mineralische Pigmente und je höher der Lichtschutzfaktor sein soll, desto mehr davon muss man verwenden.“
Anders als bei der Konkurrenz werden keine künstlichen Duftstoffe herangezogen, was für einige aber durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Marianne Hruby: „Bei uns riecht man eben noch den echten Rohstoff wie das Nuss- oder Sesamöl Manche Kunden müssen sich aber erst daran gewöhnen.“ Nach harten Arbeitstagen setzt sie übrigens auch auf den Sonnenschutz, zum Beispiel, wenn es mit ihrer Tochter und ihrem Sohn auf den Fußballplatz geht. „Einschmieren nicht vergessen!“