Nach Monaten des Manövrierens durch die Corona-Krise überdenken viele Beschäftigte, was in Bezug auf ihre Karriere und ihre zukünftigen Arbeitsumstände tatsächlich wichtig ist. Das zeigt eine aktuelle internationale Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half.
Das Empfinden darüber, wo und wie Menschen arbeiten, hat sich aufgrund der Pandemie verändert. Das deutet darauf hin, dass die vergangenen Wochen tatsächlich eine Zeit des Nachdenkens und der Neupriorisierung waren:
- 31 Prozent aller Umfrageteilnehmer sind derzeit dabei, ihre Work-Life-Balance neu zu bewerten.
- 22 Prozent sind aktiv auf der Suche nach einer neuen Rolle.
- 17 Prozent der Befragten wollen eigentlich ihren Arbeitsplatz wechseln, sind jedoch aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie zurückhaltend.Nur knapp ein Drittel der Befragten (30 Prozent) ist tatsächlich mit seiner bisherigen Rolle zufrieden.
Optimistische Stimmung
Trotz eines Anstiegs der Arbeitslosenquote ist die vorherrschende Stimmung unter den Arbeitnehmern optimistisch und durch Resilienz geprägt:
- 66 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass ihre längerfristigen Karriereaussichten durch COVID-19 nicht negativ beeinträchtigt werden. Trotzdem sind insgesamt 53 Prozent besorgt darüber, ihren derzeitigen Arbeitsplatz aufgrund der Pandemie kurzfristig zu verlieren.
- Von zu Hause aus, zu arbeiten ist tatsächlich Arbeit, wobei die Mehrheit der befragten Arbeitnehmer (65 Prozent) aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen im Home Office ist. Sie haben aber auch bemerkt, dass ihr Arbeitsplatz zu Hause eine bessere Work-Life-Balance bietet (57 Prozent) und die Arbeit von dort aus tatsächlich machbar ist (54 Prozent).
- Darüber hinaus würden 80 Prozent nach Corona gern weiterhin von zu Hause aus arbeiten, weil sie durch das Wegfallen des täglichen Arbeitsweges Zeit und Geld sparen (57 Prozent) und sich produktiver fühlen (49 Prozent).
„Der Begriff beispiellose Zeiten wurde in den vergangenen Wochen häufig verwendet, um die COVID-19-Pandemie zu beschreiben“, sagt Emine Yilmaz, Vice President Permanent Services bei Robert Half. „Die Auswirkungen dieser beispiellosen Zeiten für Geschäftsinhaber und Mitarbeiter sind jedoch nicht nur jetzt spürbar, sondern werden noch weit in die Zukunft hinein Arbeitsweisen und die Personalplanung beeinflussen. Das geht ganz klar aus den Antworten der von uns befragten Arbeitnehmer hervor.“
Im internationalen Vergleich
- Die Umfrageergebnisse von Robert Half aus Europa spiegeln die Ergebnisse der jüngsten Umfragen in den USA und Brasilien wider, bei denen 57 Prozent der US-amerikanischen und 55 Prozent der brasilianischen Fachkräfte angaben, dass sich ihre Einstellung zur Arbeit aufgrund der Pandemie verändert habe.
- Insgesamt gaben 62 Prozent der in Europa Befragten an, dass sie sich keine Sorgen machen, in unmittelbarer Nähe zu ihren Kollegen zu arbeiten. Nichtsdestotrotz passen europäische Arbeitnehmer verschiedene Verhaltensweisen aufgrund von Corona an: 67 Prozent der befragten Personen werden auf den Handschlag verzichten und 74 Prozent werden in Zukunft weniger persönliche Treffen anberaumen.
- Die Empathie ist groß: 75 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eher bereit sein werden, Kollegen, die nicht im Büro sind, zu unterstützen oder zu vertreten.
- Arbeitnehmer erwarten von Arbeitgebern, dass sie als Reaktion auf die sich verändernden Bedürfnisse und Einstellungen Maßnahmen ergreifen. Eine überwältigende Mehrheit von 90 Prozent wünscht sich, dass nach der Pandemie häufiger die Erlaubnis erteilt wird, von zu Hause aus zu arbeiten. Außerdem wünschen sich 76 Prozent bessere Reinigungsvorschriften, 70 Prozent variable Arbeitszeiten und 59 Prozent eine veränderte Büroaufteilung.
Yilmaz ergänzt: „Niemand weiß genau, was die Zukunft nach der Pandemie bringen wird. Positiv ist aber, dass wir alle gemeinsam gerade neue Wege der Zusammenarbeit entdecken. Viele Unternehmen öffnen gerade wieder ihre Büros und beginnen, einen Weg zurück zur Normalität – oder zumindest zur nächsten neuen Normalität nach der Pandemie – zu beschreiten. Daher war es wohl noch nie so wichtig wie heute, dass Arbeitgeber flexible Arbeitsmodelle entwickeln sowie Kernkompetenzen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter (neu) bewerten. Nur mit Hilfe einer unterstützenden und integrativen Arbeitsplatzkultur können Unternehmen die besten Talente anwerben und halten.“