Die Rezeption des Wiener Sacher-Hotels ist seine Bühne. Kein Wunder, stand der heute 22-Jährige zu Beginn seiner Berufslaufbahn vor der Entscheidung: Tourismus oder Musical? Ruf der Welt oder Sound of Music? Er entschied sich aufgrund der beruflichen Zukunftsperspektiven für ersteres. Zum Glück der Gäste.
Im Rettungseinsatz
Ehrfurcht beim Vorstellungsgespräch
Doch wie ist der 22-Jährige in dem Haus mit dem großen Namen gelandet? Am Ende seines Zivildiensts stieß er zufällig auf die Stellenanzeige im Internet, nutzte seine Chance und bewarb sich einfach. „Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass ich den Job bekomme, weil ich nur zwei Praktika als Berufserfahrung vorweisen konnte“, so Farkas, der Absolvent der Höheren Lehranstalt für Tourismus in der Bergheidengasse in Wien ist. „Ehrfurcht“ sei es gewesen, die direkt neben seiner Nervosität beim Vorstellungsgespräch Platz genommen habe. „Als ich in der Lobby saß und alles war so pompös und so schön, da hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal hier arbeiten werde.“
Im wahrsten Sinne des Wortes ein Goldgriff – für beide Seiten. Farkas darf sich nicht umsonst seit Februar 2020 offiziell als „weltbester Rezeptionist“ bezeichnen. Schon wenige Monate nach seiner Einstellung im Mai 2018, kann sich Nicola Farkas im nationalen Bewerb der „AICR“ – der Vereinigung der Front Office Manager im November 2019 durchsetzen und reist im Februar nach Warschau zum weltweiten Bewerb. Hier muss er einen schriftlichen Test sowie zwei Rollenspiele bestehen. Zwei nicht ganz einfache Situationen, die Nicola Farkas aber mit Bravour löst, weil er individuell auf die Gäste eingeht und mit Warschau-Tipps für Touristen bei der siebenköpfigen Jury punkten kann. Er sticht damit 14 Konkurrenten aus den besten Häusern rund um die Welt aus.„Ich weiß ja auch nicht, was kommt, wenn ich im Sacher an der Rezeption stehe“, sagt Farkas, dessen Frühschichten die anspruchsvolleren seien, weil die Gäste oftmals von der langen Anreise übermüdet sind und die Zimmer aufgrund der Checkout- Zeit hin und wieder nicht fertig. Auch dann ist wieder Farkas diplomatisches Geschick gefragt.
Rosenblätter für 5000 Euro in drei Stunden
Gästewünsche wie Rosenblätter in einer Suite für einen Heiratsantrag mit 5000 Euro Budget und einer Vorlaufzeit von ungefähr drei Stunden? Kleine Beschwerden? Für den 22-Jährigen kein großes Drama. „Ich lasse den Gast immer ausreden, schaue ihm in die Augen und nehme ihn ernst. Dann versetze ich mich in seine Lage“, das sei eines seiner Geheimnisse. Und hundert Euro, die er monatlich für kleine Gäste-Sonderbehandlungen frei zur Verfügung hat. „Wir haben zum Beispiel einen Stammgast der eine bestimmte Apfelsorte liebt, die kaufen wir dann immer extra.“
Eine Matratze, die durchs Hotel wandert
Nikola Farkas ist für jeden Gästewunsch gewappnet. So kommt es auch, dass immer wieder einmal eine Matratze durchs die Hotelhallen wandert. „Ein Stammgast hat seine eigene Matratze bei uns eingelagert, die muss natürlich rechtzeitig vor der Anreise auf das Zimmer gebracht werden“, erklärt der weltbeste Rezeptionist die eigenartige Situation. „Es geht darum, dem Gast ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Und das werden wir nun auch bald wieder machen. Egal, ob hinter der Plexiglasscheibe oder einer Maske.“