Von Klopapier und Konservendosen zu Germ, bei dem den Kunden auch heute noch das Herz aufgeht. So sieht die komprimierte Fassung von Lisa-Marie Wolfs vergangenen Arbeitswochen aus. Die 22-Jährige ist im zweiten Lehrjahr als Einzelhandelskauffrau bei Spar in Gleisdorf. Einerseits, weil sie die Schule einfach satthatte, andererseits weil sie endlich auf eigenen Beinen stehen wollte – vor allem auch finanziell. Für sie eindeutig die richtige Entscheidung, betont Wolf, denn anders, als andere habe sie nun einen sicheren Job. „Und die Verunsicherung ist momentan doch bei vielen sehr groß.“ Lisa-Marie Wolf ist eine von vielen „Helden des Alltags“, die in der unsicheren Zeit der Ausgangsbeschränkung, die Stellung gehalten haben. In der Coronakrise gewann zuvor Selbstverständliches wieder an Wert und jene, die sich dort einsetzten an Anerkennung. „Anfangs war es schon herausfordernd. Ganze Klopapierpaletten waren innerhalb von fünf Minuten weg“, erzählt die 22-Jährige, die sich am liebsten in der Obstabteilung kreativ austobt. Mittlerweile habe sich die Situation aber wieder halbwegs beruhigt. Nun gilt es, Maske zu tragen und Abstand zu halten – die neue Normalität. Doch, welchen Einfluss haben die vergangenen Wochen auf das Image der Lehrberufe dieser „Helden des Alltags“?
"Werden wir im Nachhinein sehen"
Peter Buchmüller,Handels-Spartenchef in der Wirtschaftskammer: „Man hat hier wirklich einmal gesehen, was diese Lehrlinge täglich leisten. Wir, im Lebensmittelhandel, sind da gewesen. Unsere Mitarbeiter und Unternehmer, waren nicht zu Hause, sondern für die Bevölkerung im Einsatz und haben die Versorgung sichergestellt.“ Inwiefern dieser Effekt nachhaltig sei, könne man allerdings noch nicht abschätzen. „Das werden wir erst im Nachhinein sehen.“ Bei den Lerneffekten auf der digitalen Seite war man der Krise jedoch um einiges voraus. Buchmüller verweist hier unter anderem auf das zwei Jahre zuvor neu geschaffene Jobprofil des E-Commerce-Kaufmanns. „Das sind die Berufe, die zukünftig wahrscheinlich noch mehr Zulauf haben werden“, so der Spartenobmann. „Wir hoffen aber auch, dass es bei der Lehre im stationären Handel eine Aufwertung gibt.“ Eine im wahrsten Sinne des Wortes haarige Angelegenheit war die Coronakrise für zahlreiche Österreicher. Lisa Suppan, Friseurlehrling im dritten Lehrjahr im Friseursalon Wilhelmer in Klagenfurt ist seit dem Eröffnungstag im Einsatz – mit Visier, Maske und ohne Händeschütteln zur Begrüßung – „es ist schon ungewohnt“. Die haarigen Problemzonen? „Bei den Herren geht es vor allem um den Haarschnitt, die Damen wollen in erster Linie die Farbe aufgefrischt haben.“
Haare schneiden ist Vertrauenssache
Selbermacher-Fauxpas wie schief geschnittene Stirnfransen oder Blondierungen mit gelb-grün-Schattierungen sind aber ausgeblieben, die Österreicher warteten also geduldig auf ihren Friseur. Haare schneiden und Herz ausschütten, das ist immer noch Vertrauenssache. „Der Terminkalender ist voll, alle wollen momentan zum Friseur. Erst in der letzten Mai-Woche haben wir noch ein paar Termine frei, erklärt die 18-Jährige, die in wenigen Wochen zur Lehrabschlussprüfung antreten wird. Deswegen hat sie die Zwangspause auch mit Lernen verbracht – Englisch, politische Bildung, angewandte Wirtschaftslehre. Für die Praxis mussten die Mitglieder des gemeinsamen Haushalts einspringen, das nennt man dann wohl Heimvorteil. Zumindest ein paar glückliche, die frisurentechnisch fesch durch diese Krise marschierten. Ein Aspekt, der nicht unterschätzt werden sollte, betont Bundesinnungsmeister der Friseure, Wolfgang Eder: „Haare und Frisur haben etwas mit Wohlbefinden zu tun. Viele waren wegen der allgemeinen Situation verunsichert und wollen sich dafür jetzt etwas Gutes tun. Vor allem auch, weil ja momentan andere Dinge zur Belohnung wie zum Beispiel in den Urlaub fahren, nur eingeschränkt möglich sind.“ Ob es zu einem Image-Wandel bei den Friseuren kommen wird? Wolfgang Eder: „Also, ich muss sagen, ich habe mich als Friseur noch nie benachteiligt gefühlt, aber es ist schon so, dass die Kunden diese Dienstleistung vielleicht nun, nach dieser Zeit, mehr zu schätzen wissen. Vielleicht auch das Handwerk an sich. Vieles wird heutzutage einfach als selbstverständlich betrachtet.“