Junge Menschen, die in den kommenden Wochen auf Stellensuche gehen, werden häufig zu Online-Interviews eingeladen. Die virtuellen Bewerbungsgespräche gehören zu einer Reihe von Maßnahmen, die viele Unternehmen derzeit zum Schutz ihrer MitarbeiterInnen gegen COVID-19 umsetzen. „Wer sich gerade als Lehrling oder BerufseinsteigerIn bewirbt, hat meistens schon den Vorteil nicht kamerascheu zu sein“, sagt Kathrin Bauernhofer von der Personalagentur F. „Die junge Generation ist mit den sozialen Medien aufgewachsen, von daher ist weder Videotelefonie noch Online-Austausch etwas Neues für sie“.
Dennoch fehlt den BewerberInnen oft die Erfahrung in der konkreten Bewerbungssituation.
1. Die Terminplanung
Den Termin so einplanen, dass vor und nach dem Gespräch ein Zeitpuffer vorhanden ist. „Es ist wichtig im Vorfeld zu testen, ob das Mikro funktioniert, das Licht ausreichend ist, der Akku vollständig aufgeladen, alle Unterlagen, wie der eigene Lebenslauf, die Stellenausschreibung der Firma und ein Notizblock zur Hand sind“, erklärt Bauernhofer. Sehr wichtig ist es, ausreichend Zeit mitzubringen, um das Gespräch wegen eines anderen Termins nicht vorzeitig abbrechen zu müssen. Außerdem sollte man während des Gesprächs nicht gestört werden. Notfalls hilft ein Schild mit „Bitte nicht stören“ an der Tür. Ablenkungen wie Geschwister und Haustiere sollten beim Gespräch draußen bleiben und eingehende Anrufe oder sonstige Nachrichten sollte man natürlich während des Gesprächs nicht beantworten.
2. Der Ort
Das eigene Kinderzimmer oder die Küche der Mama sind denkbar schlechte Orte für ein Video-Interview. Was außer den BewerberInnen im Bild noch zu sehen ist, wird von den PersonalistInnen durchaus kritisch wahrgenommen. Ideal geeignet ist ein neutraler Hintergrund, wie eine bilderlose Wand oder ein einfarbiger Vorhang. Wenn schon diverse Gegenstände im Bild zu sehen sein müssen, dann sollen diese sorgfältig geordnet und herzeigbar sein, z. B. ein Bücherregal. „Absolute No-Gos sind schmutziges Geschirr, leere Flaschen, Alkohol, Bügelwäsche oder ein ungemachtes Bett. Wir raten auch dringend davon ab, die Gespräche im Freien zu führen, das ist einfach zu informell.“ Immerhin ist man als Bewerber sein eigener Licht- und Tontechniker und muss dafür sorgen, dass im Hintergrund keine störenden Geräusche, wie Wind, Verkehr, Musik oder TV, usw. auftauchen. Vielleicht benötigen Sie Kopfhörer oder ein Mikrofon? Das Licht darf weder blenden noch darf es zu dunkel sein. „Es müssen keine Profi-Scheinwerfer sein, aber es lohnt sich durchaus mit mehreren Lampen oder anderen Lichtquellen zu experimentieren, um sich sprichwörtlich im besten Licht zu zeigen.“
3. Das Outfit
Das Ziel jedes Bewerbungsgesprächs ist es, das Gegenüber von sich zu überzeugen. Dazu gehört auch ein ordentliches Outfit. Den besten Eindruck macht man mit Business Mode, also Hemd und Sakko bzw. Bluse und Blazer. Da üblicherweise nur der Oberkörper zu sehen ist, sind legere Hosen oder Jeans für Unten durchaus erlaubt. „Auf gar keinen Fall sollte man aber den Auftritt in Pyjama-Hose absolvieren. Klingelt es plötzlich an der Tür oder Sie müssen aus einem anderen Grund aufstehen, wird ihr Gesprächspartner das ganze Outfit zu sehen bekommen. Hier soll es keine bösen Überraschungen geben“, so die Expertin. Gepflegt zeigt man sich außerdem mit sauberen Haaren und dezentem Make-Up. „Sie sollten sich mit ihrem Aussehen so viel Mühe geben, wie bei jedem wichtigen face to face Termin. Eine ungepflegte Haarpracht oder ein zerknittertes Hemd sieht man auf Video leider sehr genau.“
4. Die Körpersprache
Die Recruiter hören nicht nur darauf, was Sie sagen, sondern beobachten auch ganz genau Ihr Verhalten. Deshalb gilt: „Fühlen Sie nicht wie zuhause!“. Gemütliches lümmeln, gähnen, mit den Haaren spielen, den Kaffee aus der Lieblingstasse schlürfen oder nebenbei etwas knabbern wirkt äußerst unprofessionell. „Sie sollen sich zwar natürlich benehmen, aber dennoch kontrolliert wirken, also nicht zu wild gestikulieren, sich kratzen oder aus dem Bild verschwinden. „Ein bisschen wie bei einem Interview in der ZIB1, so sollen sie idealerweise rüberkommen“, sagt Bauernhofer.
5. Die Zuhörer
Ein Bewerbungsgespräch ist eine diskrete Angelegenheit. Auf beiden Seiten sollte es deshalb selbstverständlich sein, dass bei dem Gespräch keine unsichtbaren TeilnehmerInnen zuhören. „Wir sprechen das zu Beginn des Interviews aktiv an und fragen, ob sich noch jemand im Raum befindet. Es ist grundsätzlich nicht verboten, aber da in Bewerbungsgesprächen vertrauliche Informationen ausgetauscht werden, ist es wichtig, es abzuklären“, sagt die Expertin. Üblicherweise finden die Gespräche unter vier Augen statt. Wer sich durch Mama oder Papa bei seinem ersten Online-Gespräch begleiten lassen möchte, dem wird es mit Sicherheit gestattet werden. In diesem Fall sollte die Begleitung auch bereit sein, sich kurz zu zeigen und den Gesprächspartner zu begrüßen. „Immer echt und ehrlich zu bleiben, ist noch ein wichtiger Tipp für jedes Vorstellungsgespräch“, ergänzt Kathrin Bauernhofer. „Auch viele Recruiter sind es nicht gewohnt, Video-Interviews zu führen. Wir haben deshalb auch immer Verständnis für ein bisschen Lampenfieber oder ein Hoppala. Und nach dem Online-Interview findet ohnehin noch ein zweites, persönliches Kennenlernen statt.“