Die Kanonen donnerten, eine ganze Welt war im Begriff, im Ersten Weltkrieg blutig zusammenzubrechen. Just zu der Zeit erschien Albert Einstein vor der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin und stellte ein neues Konzept vor, das auch in der Physik zu einer Umwälzung führen sollte: die Allgemeine Relativitätstheorie.

36 Jahre alt war Albert Einstein, als er die Newton’sche Gravitationstheorie durch eine neue Theorie der Gravitation ersetzte. Es hatte zehn Jahre gedauert, die Spezielle Relativitätstheorie von 1905 zu verallgemeinern.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: In einem eleganten Geflecht von mathematischen Gleichungen verwob der Physiker die Begriffe Raum und Zeit und Energie und Masse. Kaum jemand konnte sich zunächst die Folgen dieser neuen „Weltformel“ ausmalen – heute liegt sie allen unseren Vorstellungen vom Kosmos zugrunde.

Bestätigung bei Sonnenfinsternis

Zur glänzenden experimentellen Bestätigung der Theorie kam es 1919 bei einer Sonnenfinsternis durch den Engländer Arthur Eddington, was Einstein über Nacht zu einem weltweit bekannten Superstar der Physik machte. Seine Vorhersage der Merkur-Periheldrehung erwies sich als korrekt.

Doch im November 1915 war das noch Zukunftsmusik. Mehr schlecht als recht hatte er seit 1902 in Bern als Beamter des Patentamtes gelebt und an der komplizierten Allgemeinen Relativitätstheorie gearbeitet. Sein enger Freund Marcel Grossmann, der ihm die Stelle in Bern verschafft hatte, steuerte die schwierige Mathematik bei, seine Frau Mileva (Mathematikerin und Physikerin) war für Einstein Ansprechperson. Doch als Physiker-Papst Max Planck 1913 Einstein nach Berlin holte, war diese Ehe bereits brüchig. Das Paar mit den zwei Kindern lebte getrennt, 1919 ließ sich Einstein scheiden, kurz darauf heiratete er seine Cousine Elsa Löwenthal.

Wissenschaftlich erlebte Einstein in Berlin zunächst produktive Jahre. Dem passionierten Geigenspieler und Segler wurde dort ein wissenschaftliches Umfeld geboten, wie es damals weltweit einzigartig war. 1922 erhielt er dann den Physik-Nobelpreis. Allerdings, entgegen der landläufigen Meinung, nicht für die Relativitätstheorie. Gegen diese Theorie gab es damals noch Widerstände, und man vergab den Preis lieber für Einsteins Erklärung des Photoeffekts.

Es ist übrigens eine gewisse Ironie, dass just dieser Beitrag zum Photoeffekt aus dem Jahr 1905 ein Eckpfeiler der später entstehenden Quantenphysik wurde. Einstein selbst stand der Quantentheorie zeitlebens reserviert gegenüber.

Pass zurückgegeben

Die schönen Zeiten in Berlin dauerten nicht an – die braunen Horden überfluteten die Straßen und bedrohten zunehmend die jüdischen Forscher. Als Pazifist kam Einstein zusätzlich ins Visier der Nationalsozialisten.

1932 kehrte er nicht mehr nach Deutschland zurück; nach der Nazi-Machtübernahme gab er seinen Pass zurück und übersiedelte endgültig nach Princeton an die US-Ostküste. Hier beschäftigte er sich bis zu seinem Tod intensiv mit der Suche nach einer Weltformel.

Eine Schlüsselrolle spielte Einstein in der Atombomben-Debatte. 1939 machte er US-Präsident Franklin D. Roosevelt auf die Gefahr einer deutschen Atombombe aufmerksam. Am Manhattan-Projekt, der Entwicklung der Atombombe in den USA, nahm er aber nicht teil.
Im Gegenteil: Nach dem Krieg spielte er eine aktive Rolle in der Friedensbewegung und wandte sich gegen die atomare Aufrüstung. Auch für die Kommunistenhetze der McCarthy-USA hatte er kein Verständnis und übte öffentlich heftig Kritik.

Mit Deutschland schloss er nach dem Holocaust keinen Frieden mehr. Seine klugen Bemerkungen zu Gott, der Welt und zur Wissenschaft sind zeitlos und faszinieren bis heute. Einstein starb 1955 am Riss eines Aneurysmas im Bereich der Aorta.

Schrulliger Professor

Denkt man 100 Jahre später an die Entstehung der Allgemeinen Relativitätstheorie zurück, muss man sich allerdings einen ganz anderen Einstein vorstellen als jenen schrulligen Professor, der millionenfach als Physiker-Ikone zu sehen ist. Einstein war zwischen 26 und 36 Jahre alt, als er über diese Theorie grübelte. Er hatte Affären, war ein ausgesprochen lebenslustiger Mann.

Zunächst wollte er ein Problem angehen, das die Physiker schon lange plagte: Die formvollendeten Gleichungen des Elektro-Magnetismus schienen mit jenen der Mechanik unvereinbar; eine Schlüsselrolle spielte dabei die Lichtgeschwindigkeit. Einstein hatte die geniale Erkenntnis, die bisherigen Verhältnisse umzudrehen. Die Formeln konnten bleiben, wenn man Raum und Zeit miteinander verschränkte und das Licht zum Maß der Dinge machte. Er stellte dabei nebenher die Physik auf den Kopf.

Gedankensprünge

Einen noch größeren gedanklichen Sprung machte er bei der Verallgemeinerung: Könnte die Gravitation nur eine Eigenschaft eines gekrümmten Raums sein? Zehn Jahre benötigte er, um die elegante Mathematik der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) auszuarbeiten. Apropos: Entgegen mancher Legende war Einstein in der Schule in Mathematik ausgezeichnet.

Die ART beflügelte die Kosmologie; neue Ideen wie etwa die Schwarzen Löcher tauchten auf. Gemeinsam mit den neuen Erkenntnissen aus der Quantenmechanik entstanden auch völlig neue Vorstellungen von unserer Herkunft und über unsere Zukunft. Aber jedes Universumsmodell – vom Urknall bis zu den Parallelwelten – muss sich heute Einsteins faszinierendem Gedankengebäude beugen.