Wie groß ist das Betätigungsfeld am Flughafen?
GERHARD WIDMANN: Am Gesamtstandort Graz gibt es rund 50 verschiedene Unternehmen und 900 Beschäftigte.
MAX SCHINTLMEISTER: Je kleiner der Flughafen, desto mehr Generalisten sind gefragt - bei uns arbeiten die Mitarbeiter bereichsübergreifend. Die Leiterin im Rechnungswesen kümmert sich auch um das Personal.
Wie viele Absolventen stellt der Studiengang Luftfahrt/Aviation der FH Joanneum?
BERND MESSNARZ: Rund 35 bis 40 Absolventen pro Jahr. Das Bachelorstudium mit Schwerpunkt Technik ist einzigartig in Österreich in diesem Bereich. Wer will, kann ein viersemestriges Masterstudium anhängen. Wir decken viele Berufsfelder ab, Pilot oder Pilotin kann man bei uns aber nicht werden. Statt des Berufspraktikums ist es aber möglich, nebenbei die Piloten-Ausbildung zu machen.
Wie viele Frauen lassen sich ausbilden?
MESSNARZ: Leider sehr wenige. Der Frauenanteil beläuft sich pro Jahrgang meist auf unter zehn Prozent. Woran das liegt, wissen wir nicht, denn es gibt leuchtende Beispiele. Eine Absolventin, die erfolgreich Karriere gemacht hat, ist als Kinderpädagogin zu uns gekommen - sie hatte kaum Technik-Vorkenntnisse.
Vielleicht weiß man einfach zu wenig über die Möglichkeiten?
WIDMANN: Dem Mangel an Information versuchen wir etwa mit dem Berufsinfotag "Girls in Aviation" entgegenzuwirken. Was mir dieses Jahr besonders gefallen hat, war, dass viele Kinder im Alter von zehn, zwölf Jahren teilgenommen haben. Das Bewusstsein muss auch mitwachsen.
TANJA LANG: Bei den Towerführungen sind die 13-Jährigen mit Abstand die Interessiertesten und stellen viele Fragen - mehr als mancher Erwachsene.
Bei dem Berufsinfotag "Girls in Aviation" sind vor allem Mädchen adressiert - warum ist es Ihnen so wichtig, Frauen für die Luftfahrt zu begeistern?
GABRIELE METZ: Die Berufswahl soll so geschlechtsneutral wie möglich geschehen, das ist mir wichtig. Dass Mädchen und Jungen gleichsam die Möglichkeiten aufgezeigt werden und nicht nach stereotypen Mustern agiert wird. Die Luftfahrtindustrie hätte gerne mehr Frauen in der Branche. Außerdem werden an dem Tag die unbekannteren Berufe vor den Vorhang geholt.
Wie etwa der Fluglotse - wie viele gibt es denn österreichweit?
LANG: Österreichweit gibt es rund 300 Fluglotsen von 1000 Mitarbeitern der Austro Control. In Graz tun 19 Lotsen Dienst.
METZ: Europaweit beläuft sich der Anteil an Fluglotsinnen auf unter fünf Prozent, die Tendenz ist langsam steigend. Im technischen Bereich gibt es weniger als ein Prozent Frauen, dort ist auch der Bedarf am größten - etwa bei Flugzeugmechanikern.
Was kann man als Arbeitgeber tun, um den Frauenanteil zu heben?
WIDMANN: Etwa ein Klima schaffen, das offen ist. In unserem Unternehmen spielt unter anderem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große Rolle.
Worauf fliegen denn die jungen Leute? Wollen viele ins Cockpit?
RENATE MOSER: Ja, viele Flugbegleiterinnen schlagen diesen Weg ein. Ich habe ein großes Herz für Pilotinnen - das hat aber auch rationale Gründe. Frauen sind sehr genau und fliegen sehr gut. Ich unterstütze sie bewusst.
Wie viele Pilotinnen gibt es bei InterSky?
MOSER: Insgesamt zwölf, einige sind in Karenz. Das ist auch das einzige Problem in dem Zusammenhang. Festgestellte Schwangerschaft bedeutet, nicht mehr ins Cockpit steigen zu dürfen, obwohl man als Passagier fliegen kann, wohin man will. In der Schweiz wird das viel besser gelöst. Das ist für die meisten ein Hemmschuh. Wir lösen das, indem wir trotzdem auf ihre Unterstützung und ihr Wissen zurückgreifen.
MESSNARZ: Man muss auch realistisch bleiben, bei der Lufthansa-Selektion wird einer von 200 Pilot. Wir haben keinen arbeitslosen Absolventen. Es gibt viele Klein-/Mittelbetriebe, in denen technische Kräfte gesucht werden.
PROTOKOLL: BIRGIT PICHLER