Der Nachtdienst von Lukas Joham (31) aus Völkermarkt und Marcus Wachernig (28) aus St. Kanzian begann wie jeder andere. Nach zwei Rettungseinsätzen und einem Krankentransport legten sich die ehrenamtlichen Rotkreuzmitarbeiter nach Mitternacht aufs Ohr.
"Gegen halb drei in der Früh erhielten wir die Einsatzmeldung, dass jemand in einem Shredder eines Recyclingunternehmens feststeckt", erinnert sich Joham, stellvertretender Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes.

Von Völkermarkt ging es im Eiltempo nach Kühnsdorf. Als Erste am Einsatzort versuchten sie sich einen Überblick zu verschaffen. "Wir standen vor dem riesengroßen Gerät. Nachdem wir hinaufgestiegen sind, sahen wir, dass der Patient bis zur Hüfte eingeklemmt war. Er war ansprechbar, hatte aber große Angst und Schmerzen", schildert Joham. Die Einsatzkräfte mussten schnell herausfinden, wie der Patient befreit werden könne. Genau in diesem Moment kam Michael Kodal (48), Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kühnsdorf, hinzu.

"Ich wusste sofort, was zu tun ist, da es sich um einen Arbeitskollegen von mir handelte." Großes Glück für den Verunfallten. "Wir konnten ihn dadurch rasch retten – ohne, dass die Füße abgetrennt werden mussten", sagt Kodal, der im selben Jahr bei einem Feuerwehreinsatz eine Person aus einer verrauchten Wohnung in Kühnsdorf rettete. "Durch den Blick eines Fensters habe ich sie am Boden liegen sehen. Mit einem Tritt konnte ich die Wohnungstüre eintreten. Etwas später wäre die Person erstickt", sagt Kodal, der selbst schon in eine lebensbedrohliche Situation geraten ist: "Ich hatte im März 2021 einen schweren Radunfall. Mein sechster und siebenter Halswirbel waren gebrochen. Ich lag neun Monate lang im Krankenhaus, hatte viele Kopfoperationen."

Wie bei Kodal ist auch der Einsatz bei der Recyclingfirma für den Verunfallten zum Glück gut ausgegangen. Ein Jahr nach dem tragischen Unfall sei er auf dem Weg der Besserung. "Marathon laufen wird er keinen mehr können, aber er kann wieder gehen", sagt Joham. Für alle war es keine einfache Alarmierung. "So ein Einsatz steht nicht im Lehrbuch", sagt Wachernig. Vor allem hier zeigte sich, wie gut es ist, wenn die Einsatzkräfte gut eingespielt sind und die Rettungskette funktioniert. "In so einer Situation geht es nur darum, die Person zu retten. Ich handle hier instinktiv", sagt Kodal.

Mehrere Personen rettete auch die Wasserrettung an jenem Tag am Klopeiner See, an dem es zur Tragödie am St. Andräer See gekommen ist, bei der zwei Kinder verstarben. "An diesem Tag gab es unzählige Einsätze. Wir wurden von dem orkanartigen Sturm regelrecht überrascht", sagt der Steirer Markus Zinner (54). Der stellvertretende Einsatzstellenleiter der Wasserrettung Klopein besitzt einen Dauercampingplatz am Klopeiner See und verbringt seinen Sommer durchwegs hier. Am 18. August war er Bootsführer und rückte mit Niklas Kowatsch (19) aus Globasnitz/Globasnica, Robert Sturm (50) aus Stein im Jauntal und Paul Zeloth (20) aus St. Kanzian gemeinsam aus.

"Es waren noch viele Gäste am See. Es gab meterhohe Wellen, die Luftmatratzen sind herumgeflogen", erinnert sich Zinner. Am See befanden sich noch ein Vater mit Kindern auf ihren Stand-up-Paddles, die durch den Sturm 50 Meter voneinander entfernt waren. "Es war höchst gefährlich. Wenn ein Kind hineingefallen wäre, hätte keiner helfen können, da der Sturm so heftig war", sagt Zinner. Zum Glück konnten die Kinder und der Vater sowie weitere drei Schwimmer unversehrt aufs Boot geholt werden. "Am Ufer warteten bereits Angehörige. Alle waren sehr angespannt." Im Anschluss an diesen Einsatz ging es für die Wasserretter zum St. Andräer See. "Es war ein heftiger Tag, der für alle sehr belastend gewesen ist", sagt Zinner.

"Ein Wunder und großes Glück"

Immer wieder kommen die Helfer auch zu Einsätzen, bei denen es knapp zugeht und bei denen es auch für sie selbst brenzlig werden könnte. Auch beim Einsatz in Kühnsdorf galt es vorsichtig zu sein. "So einen Einsatz hat man Gott sei Dank nicht alle Tage. Es war ein Wunder und großes Glück, dass alles so gut ausgegangen ist", sagt Joham.

Für die Lebensretter, die wahrlich als "Stille Helden" bezeichnet werden dürfen, waren es Einsätze, die sie nicht mehr so schnell vergessen werden. Widmen sie ihre Freizeit nicht ihrem Ehrenamt, so unterrichtet Lukas Joham Musikerziehung und Religion am Bachmanngymnasium in Klagenfurt. Marcus Wachernig studiert Medizin in Graz und Michael Kodal ist Brandschutztechniker. Markus Zinner ist bei der Luftaufklärung in Zeltweg stellvertretender Einsatzstellenkommandant.

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