„Ante pante populore, Kozelna vrate cvilelore!“ Aus zahllosen Kehlen wird am Vorabend von Maria Lichtmess, also am 1. Februar, ab 18 Uhr dieser Spruch in den engen Gassen in Bad Eisenkappel/Železna kapla erschallen, wenn sich Hunderte Menschen am Kirchleintragen beteiligen. Der uralte Brauch erinnert an eine Hochwasserkatastrophe, bei welcher der gesamte Ort überschwemmt wurde und nur die Kirche Maria Dorn, in welcher die Menschen Zuflucht genommen hatten, verschont blieb. Als Dank für ihre Rettung gelobten die Eisenkappler, alljährlich kleine Kirchen zu bauen, die im Inneren durch eine Kerze erleuchtet werden, und sie den Fluten der
Vellach zu opfern.

Der Spruch wiederum setzt sich aus der Verballhornung des lateinischen Verses „Ante faciem omnium populorum“ (Vor dem Antlitz aller Völker) und dem Hinweis, dass beim Kozel, an dessen Haus der Zug der Kirchleinträger vorbeiführte, die Türe quietsche, zusammen.

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„Die Menge sammelt sich bei der Volksschule und kommt dann zur Pfarrkirche, vor der eine Andacht stattfindet. Anschließend macht man sich auf zur Schlossbrücke, wo die Kirchlein in die Vellach gesetzt werden“, sagt Pfarrer Leopold Zunder. Er erinnert auch gerne an zwei weitere wichtige Daten im Kirchen- und Brauchtumsjahr: an Maria Lichtmess am 2. Februar und an den Gedenktag des Heiligen Blasius am 3. Februar. Zu Lichtmess werden die Kerzen für die Gottesdienste im gesamten kommenden Jahr gesegnet. Im Bauernjahr konnten Knechte und Mägde seinerzeit nur zu Lichtmess den Dienstherrn wechseln. Bei den Handwerkern servierte der Meister an diesem Tag oft ein „Lichtmessbratl“ und bedankte sich für gute Arbeit auf diese Weise mit einem Festschmaus.

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Der Heilige Blasius wiederum, welcher der Legende nach eine Fischgräte verschluckte, zu ersticken drohte und durch ein Gebet gerettet wurde, wird bei Halskrankheiten angerufen. „Da der 3. Februar in der Regel ein Wochentag ist, an dem keine Messe stattfindet, wird der Blasiussegen dann beim Gottesdienst am darauffolgenden Sonntag gespendet“, sagt Zunder.

Gesegnete Striezel

Der nächste Höhepunkt des spätwinterlichen Brauchtums findet am 5. Februar in Stein im Jauntal statt: das Striezelwerfen. Dabei gedenkt man der Pfalzgräfin Hildegard von Stein, die im Volkstum wie eine Heilige verehrt wird, und die bereits zu ihren Lebzeiten für ihre Mildtätigkeit bekannt war.
Nach der Messe um 10 Uhr werden von der Meierei neben der Kirche in Stein gesegnete Brote, also die Striezel, in die wartende Menge geworfen. Die Laibe aus Roggen sollen Glück bringen und Unheil abwehren.

Kleiner Trost für alle, die kein Striezel erhaschen: Man kann die Brote auch
gegen einen kleinen Obolus erwerben. Friedrich Isop, Pfarrer von St. Kanzian, hat einen speziellen Gast eingeladen. „Bischof Josef Marketz wird den Gottesdienst mit mir und dem Pfarrer von Sittersdorf feiern. Zuletzt war er 2011 dabei, damals noch als Direktor der Caritas. Da hat er auch selber Brote vom Balkon geworfen. Das kann er als Bischof halt leider nicht mehr machen“, erzählt Isop, der sich trotzdem auf das lustige Spektakel freut.