"Mögen Sie selbst gemachtes Vanilleeis mit Himbeeren?", fragt Irina Schaltegger. Die 30-Jährige, die in Wien Kultur- und Sozialanthropologie studiert hat, wohnt seit einigen Jahren mit weiteren jungen Menschen in Hart 7 bei Eberndorf auf einem Bauernhof. Die Hofgemeinschaft besteht derzeit aus fünf Erwachsenen aus Österreich, Finnland und Deutschland sowie einem Kleinkind. Außerdem leben dort auch eine Kuh samt Kalb, zwei Ziegen mit zwei Zicklein, Hühner sowie eine Katze und ein Hund. Der landwirtschaftliche Betrieb mit einer Fläche von 1,3 Hektar wird als Selbstversorgungshof geführt. "Wir haben den Anspruch, so viel als möglich, selbst anzubauen", erzählt Schaltegger, deren Mutter der Bauernhof gehört.
Angebaut werde von der Hofgemeinschaft Hart vor allem Wiesen- und Feldgemüse. Aus der Milch von Kuh und Ziegen entstehe Rahm, Butter, Käse und Joghurt. "Bis auf Kaffee, Salz, Zucker und Vanille sind wir nahezu supermarktfrei", sagt sie mit Blick auf das am Hof erzeugte Vanilleeis. Am Esstisch in der Sommerküche im Freien nahe dem Stallgebäude wimmelt es an diesem Nachmittag nur so von Fliegen. "Ab und zu holen wir auch Hefe oder Schokolade im Geschäft", gesteht Schaltegger. Lang haltbares Getreide zum Brotbacken werde in Großpackungen von regionalen Produzenten gekauft. "Wenn man nicht jeden Tag in den Supermarkt fährt, spart man sich eine Menge Benzin", gibt die Eberndorferin, die weder einen Führerschein noch einen Pkw besitzt, zu bedenken.
Doch Schalteggers innere Triebfeder sei trotz der aktuellen Teuerungswelle nicht primär der Spargedanke. "Es ist eine Art von Aktivismus: gesellschaftspolitischer und ökologischer Aktivismus", beschreibt sie, was sie antreibt. Schaltegger: "Ich will einfach keine in Plastik verpackten Tomaten aus Spanien kaufen und damit die Ausbeutung afrikanischer Arbeiter bei der Ernte unterstützen." Um Verpackungsmaterial zu sparen, erwerbe die Hofgemeinschaft Speiseöl in einem Kübel mit Deckel bei einer Bäuerin in der Umgebung.
Im Stall nebenan meckert ein junger Ziegenbock unüberhörbar laut. Gräser und Kräuter für die Tiere hätte Schaltegger erst kürzlich per Fahrrad auf den Hof gebracht. "Ich habe bei einem Nachbarn in der Siedlung die Wiese gemäht. Er hat jetzt eine gemähte Wiese und ich frisches Futter", schildert sie das Tauschen, das sie mit anderen Bäuerinnen und Bauern in Form von Produkten sowie Dienstleistungen praktiziere. "Ich schenke auch gerne. Und uns wird auch viel zurückgeschenkt", sagt die Eberndorferin. Ein Beispiel? "Wir haben große Mengen selbst gemachten Käse, ein anderer hat vielleicht viele Zucchini im Garten." Zum Heizen hole man sich nach Schlägerungen Holzreste aus dem Wald. Außerdem werden am Selbstversorgungshof auch Maschinen repariert und Kleidung geflickt. "Wenn wir etwas kaufen, wie zuletzt eine Eismaschine, dann gebraucht."
Durch diese Lebensweise komme die sechsköpfige Hofgemeinschaft mit wenig Geld aus. "Wir leben in etwa von 1500 Euro im Monat", sagt Schaltegger, wobei darin Kosten für das Auto einer Mitbewohnerin, Betriebskosten, Strom und Internet eingerechnet seien. Dafür habe die Eberndorferin jedoch eine 80-Stunden-Woche, denn sich selbst zu versorgen, benötige mehr Zeit. "Die Himbeeren für das Vanilleeis habe ich drei Stunden lang im Wald gepflückt."