Still es im Vogelpark Turnersee in St. Primus wohl nie. Da wird gezwitschert, getschilpt, gepiepst, gegurrt und gekrächzt, was das Zeug hält. Und gelacht – auch wenn die Laute der Lachhühner eher an ein Krähen erinnern. Der Ruf des Lachenden Hans hingegen ist schon eher mit dem menschlichen Lachen vergleichbar. Rund 320 Vogelarten aus aller Welt sind hier beheimatet, mehr als tausend gefiederte Freunde sind es insgesamt: Störche, Tokos, Pfaue, Hornvögel, seltene Tauben, Glanzstare, Tukane, zahlreiche Entenarten, Riesenseeadler – eine Liste, die sich fast unendlich fortsetzen lässt. Besucher werden neugierig beäugt und in der jeweiligen Vogelsprache angequatscht. Oder sie bekommen – je nach Temperament und Laune – das Hinterteil präsentiert. Die Kronenkraniche wiederum nutzen die Gunst der Stunde, führen ihr atemberaubendes Ballett auf und genießen Applaus.
Stetig gewachsen
Der Vogelpark Turnersee wurde 1982, also vor 40 Jahren, von Franz und Daniela Zupanc gegründet. Inzwischen hat Sohn Emanuel längst die Leitung übernommen. "Am Anfang gab es kleinere Volieren mit Sittichen und Kakadus. Im Lauf der Jahrzehnte ist der Park stetig gewachsen", sagt Emanuel Zupanc, der mit exotischen Vögeln seit seiner Kindheit vertraut ist. Er wird bei der Arbeit nach wie vor von seinen Eltern unterstützt. Tierpflegerlehrlinge gehen ihm ebenfalls zur Hand, schließlich würde eine einzige Person allein mit der täglichen Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser sechs bis acht Stunden beschäftigt sein. Darüber hinaus müssen die Volieren und das angrenzende Gelände sauber gehalten werden. Der Lohn der Taten: Der Vogelpark Turnersee ist einzigartig in Österreich. In dieser Welt voller Farben- und Formenpracht legt der Inhaber größten Wert auf artgerechte Haltung und versucht, die Volieren dem natürlichen Lebensraum so perfekt wie möglich anzupassen. Apropos Jungvögel: Während einige Arten gerade brüten und den Betreuern das Leben ein wenig schwer machen, da sie jedem, der sich dem Gelege nähert, den Schnabel zeigen und ihren Nachwuchs verteidigen, schlüpfen die vom Aussterben bedrohten Aras im Winter in den wohlig warmen, weil beheizten Volieren." Die Eiablage bei den Aras erfolgt Ende Dezember. Ab Mitte November werden die Vögel zusätzlich mit viel Vitamin E versorgt. Auch die Futtertröge sind besser gefüllt, obwohl die Vögel einen Teil davon verschmähen. "Aber das ist wie in der Natur: Je größer das Nahrungsangebot, desto größer der Bruterfolg", sagt Zupanc. In der Regel brüten die Vögel selbst ihre Eier aus, nur in Ausnahmefällen benötigt man den Einsatz einer Brutmaschine.
Austausch mit anderen Zoos
Was die Nachzucht angeht, so betreibt man Handel mit anderen Züchtern und steht in weltweitem Austausch mit anderen Zoos – von Schönbrunn in Wien über Holland bis Singapur. Im Gegenzug hielten heuer bereits Schmutzgeier aus der Adlerwarte Landskron Einzug in St. Primus. Zupanc nimmt darüber hinaus an einem Zuchtprogramm für den Habichtskauz teil. Sobald sie selbstständig sind, werden diese in freier Wildbahn selten gewordenen Eulen ausgewildert. Während die Vögel mit speziellem Futter, das es an der Kasse gibt, von den Besuchern verwöhnt werden dürfen, wurde – sehr zur zusätzlichen Freude (nicht nur) der Kinder – 1998 ein Streichelzoo eröffnet. Er wird von Hasen, Meerschweinchen und sogar Ponys bevölkert. Die putzigen Erdmännchen düsen gleich rasch an, wenn sich Besucher dem Gehege nähern, wollen aber lieber bestaunt als händisch beschnuppert werden. Ein weißes Känguru ruht sich faul im Schatten eines Baumes aus und lässt sich auch vom kecken Pfau nicht aus der Ruhe bringen. Der jüngste Zuwachs unter den Vierbeiner ist bei den Alpakas zu vermelden, entzückende zwei Wochen alt und gemütlich neben der Mama ruhend. An manchen sonnigen Sommertagen wirft Zupanc für die Besucher den Griller an. Dann wird nicht nur geschaut, sondern auch nach Herzenslust geschmaust. Und dann mischt sich das fröhliche Gelächter der Gäste mit den vielfältigen Lauten der Vögel – manchmal kaum unterscheidbar vom Ruf des Lachenden Hans.
Ulrike Greiner