Wer hätte gedacht, dass die Südkärntner einmal ohne ihren Wiesenmarkt auskommen müssen? Immerhin ist die 627 Jahre alte Traditionsveranstaltung für die Bleiburger so etwas wie die fünfte Jahreszeit, für manche schöner als Weihnachten. Um diese Zeit wären die Menschen bereits auf die Wiesn geströmt, vorbei am Stöckl-Stand, wo sich Berge duftender Lebkuchen und frischer Kokosbusserln türmten. In der ersten Feinschmecker-Gasse duftete es aus dem Hafner-Zelt nach Rindfleisch mit Safran-Krensauce oder nach saftigen Jauntaler Hadnkranznudeln mit vielen Grammerln. Im Stefitz-Zelt, wo die traditionelle Eröffnung stattfand, brutzelten schon die Riesenbratwürste mit den krachenden Haimburger-Semmeln und was wäre ein Wiesenmarkt-Besuch gewesen ohne die Kärntner Nudeln aus Didis Jausenhütte. Nicht zu vergessen die italienisch-slowenisch-kärntnerischen Schmankerln im Alpe-Adria-Zelt mit den dazu passenden Weinen und Bieren. Und erst der Schweinsbraten oder das Riesen-Wienerschnitzerl mit Oberkrainer-Musikbegleitung in der Svaveja Uta. Viele werden auch Ernas Lammkoteletts und das gegrillte T-Bone-Steak vermissen, sowie die Pizza und das kühle Hausbier in der Breznik-Hütte. Bevor es nach Hause ging, genehmigte man sich meist einen Krapfen mit Häferlkaffee oder eine Schaumrolle in Haimburgers Krapfenhütte. Kein Zweifel, der Wiesenmarkt geht auch kulinarisch ab.
Heuer wird man all diese Köstlichkeiten, die Düfte des Marktes und die Geselligkeit in den Zelten coronabedingt schwer vermissen. Damit die Abstinenz nicht so schwer fällt, haben wir vier traditionelle Aussteller gebeten, uns das Rezept eines typischen Wiesenmarkt-Gerichtes zu verraten, was gar nicht so selbstverständlich war, handelt es sich doch meist um gut gehütete Familiengeheimnisse, die seit vielen Jahrzehnten überliefert worden sind. Nun bleibt uns heuer leider nichts übrig, als sich an den Herd zu stellen und den Geschmack des Wiesenmarktes selbst herzustellen.
Elisabeth Tschernitz-Berger