Um 8.43 Uhr heult am Samstagvormittag in der Bezirkshauptstadt Völkermarkt die Sirene. Auf der Seeberg Straße (B 82) war es im Bereich der Draubrücke zu einem schweren Verkehrsunfall mit einem Gelenkbus mit über 20 Personen und mehreren Autos gekommen. Nach der Reihe treffen Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht aus dem Norden sowie aus dem Süden über die Brücke kommend am Unfallort ein. Die ersten Einsatzkräfte erkunden die unübersichtliche Lage. Bald darauf trudeln unzählige Rettungswagen ein. „Wer selbst gehen kann, kommt bitte raus“, spricht ein Feuerwehrmann zu den Insassen im Bus. Auf der Fahrbahn werden Notfalltragen und Rettungsdecken für den Transport der Verletzten vorbereitet. Auch eine Polizeistreife bahnt sich den Weg durch die Kolonne der abgestellten Einsatzfahrzeuge.
Den Einsatzkräften zeigt sich ein verheerendes Bild, das in diesem Fall nur für eine Großübung simuliert wurde. Unter dem Titel „Gemeinsam 2024“ organisierten die 45 Freiwilligen Feuerwehren des Bezirkes Völkermarkt eine zweitägige Übung, an der neben der Bezirkshauptmannschaft auch weitere Blaulichtorganisationen wie die Polizei, das Rote Kreuz, die Wasserrettung, die Bergrettung und das Bundesheer teilnahmen. Dabei spielten an beiden Übungstagen insgesamt rund 700 Einsatzkräfte verschiedene Szenarien durch – darunter eben auch die Massenkarambolage mit mehreren eingeklemmten Personen bei der Draubrücke.
Zu dieser rückten unter der Einsatzleitung von Abschnittsfeuerwehrkommandant Stefan Brodnig vom Feuerwehrabschnitt Völkermarkt-Wallersberg elf Freiwillige Feuerwehren mit 125 Feuerkameraden aus. „Unsere Aufgabe besteht darin, dass wir dieses Szenario in enger Abstimmung mit dem Roten Kreuz so gut als möglich beüben und unsere Kräfte dementsprechend gut einsetzen“, erklärt Brodnig. Die große Herausforderung bei so einem Ereignis sei die große Anzahl an verletzten Personen sowie das Zusammentreffen von sehr vielen Einsatzkräften und Fahrzeugen. „Das Management der Fahrzeuge muss so ablaufen, dass der Abtransport der verletzten Personen zu jeder Zeit stattfinden kann“, schildert der Einsatzleiter der Feuerwehr.
Vom Roten Kreuz stehen neben mehreren Rettungswagen auch die Schnelleinsatzgruppe sowie die Katastrophenhilfseinheit Völkermarkt im Einsatz. Die verletzten Personen werden in einer Sanitätshilfsstelle des Roten Kreuzes in der Mittelschule in Völkermarkt betreut. „Eine Sanitätshilfstelle wird dann eingerichtet, wenn es eine große Anzahl an Verletzten und betroffenen Personen gibt, die betreut werden müssen. Am Ort des Geschehens werden nur lebensrettende Maßnahmen durchgeführt“, berichtet Bezirksrettungskommandant Kevin Roschmann.
Überall sind entlang der für den Verkehr großräumig gesperrten Bundesstraße Funksprüche zu hören. Einsatztaucher der Feuerwehr und der Wasserrettung suchen etwas weiter nördlich des Unfallortes nach einem in den Stausee gestürzten Pkw. Entgegen ersten Meldungen befindet sich allerdings doch keine Person im untergangenen Fahrzeug.
„Das Ziel dieser Übung ist, dass alle Einsatzorganisationen und die Behörde bestmöglich zusammenarbeiten, um im Katastrophenfall die Aufträge optimal abzuarbeiten, die wir im Krisenstab hereinbekommen“, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Patrick Skubel, der an diesem Samstag nur als Beobachter vor Ort ist. Ein Augenmerk der gemeindeübergreifenden Großübung werde auch auf die Verbesserung der internen Kommunikation gelegt. „Wir haben heuer Gott sei Dank die Möglichkeit dazu, da wir in keine wirkliche Katastrophe verwickelt sind wie im Jahr 2023. Daher nutzen wir die Zeit, die Einsatzorganisationen noch besser als bisher aufeinander abzustimmen“, betont Bezirkshauptmann Gert-Andre Klösch.
Mit 24 Verletzten und einem Todesopfer fällt die Bilanz des Verkehrsunfalles schrecklich aus. Zum Glück handelt es sich nur um ein simuliertes Szenario, das sich in der Realität hoffentlich nie so abspielen wird.