Milchig-weiß schiebt sich der Nebel an den Vormittagen im Herbst über den Propstei- und Burgberg von Stein im Jauntal, ehe die Schwaden abfallen auf zwei nebeneinanderliegende, nur durch eine schmale Straße getrennte Gottesacker. Auf der einen Seite der Pfarrfriedhof, eng an die katholische Kirche geschmiegt, deren Ursprung in romanischer Zeit liegt. Von dort führt der Kreuzweg, dessen Stationen von bedeutenden Kärntner Künstlern gestaltet wurden, wieder hinauf zur Burgruine, auf dem die Propstei thront, in welcher die Reliquien der seligen Hildegard von Stein ruhen.

Alternative Bestattungsart

Nur einen Katzensprung von diesem Ensemble entfernt liegt der Friedhof der Gemeinde St. Kanzian. „Den gibt es schon seit gut 40 Jahren, weil der alte Pfarrfriedhof zu klein geworden ist, sagt Bürgermeister Thomas Krainz. Hier hat seit knapp einem Jahr eine Ascheverstreuungswiese Platz gefunden, der erste Toten-Gedenkort in dieser Form im Bezirk Völkermarkt. Die Idee stammt von Gemeindevorständin Daniela Kristof, die in Stein beheimatet ist, dem 200-Seelen-Ort mit großer historischer Vergangenheit. „Die Nachfrage nach alternativen Bestattungsarten ist in den letzten Jahren immer häufiger geworden. Daher gibt es hier am Gemeindefriedhof neben üblichen Gräber und Urnennischen eben auch den Ascheverstreuungsplatz. Viele Menschen können sich nicht mehr um die Grabpflege kümmern, weil sie keine hier ansässigen Angehörigen mehr haben oder die Kinder halt abgewandert sind und nur mehr selten nach Hause kommen. Mit dem Ascheverstreuungsplatz haben wir eine Möglichkeit gefunden, unseren Bürgern eine würdevolle Gedenkstätte anzubieten, die auch leistbar ist“, führt Kristof aus. Die Verstreuung auf der eingezäunten Wiese kostet einmalig 550 Euro inklusive Gravur am Gedenkstein. Auf diesem Stein werden Name, Geburts- und Sterbedatum vermerkt. Bei jenen paar Namen, die älteren Datums sind, wurde die Asche aus einer Urne erst unlängst hier verstreut. Ein genauer Plan, wer hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat, liegt in der Gemeinde St. Kanzian auf.

„Nach der Kremierung in Villach wird die Aschenkapsel nach Stein gebracht. In der Aufbahrungshalle findet dann die Verabschiedung des Toten im Rahmen einer Feierstunde statt, manchmal mit einem Pfarrer, manchmal mit einem Trauerredner. Anschließend wird auf der Wiese eine 50 mal 50 Zentimeter große Grasnarbe geöffnet und die Asche in ein darunter befindliches Loch gestreut“, erklärt Anton Lubas, Geschäftsführer der Bestattung St. Kanzian. Danach wird die Grasnarbe geschlossen. Die Wiese, auf der es 160 Plätze gibt, wird von blumendurchwachsenem Gras bedeckt, die Pflege obliegt dem Bestatter. So hat dann Erde zu Erde und Staub zu Staub gefunden in einer ewigen Einheit. Nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.