Der Schutz der Rechte von Volksgruppen ist in Österreich im Volksgruppengesetz geregelt. Mit der Überarbeitung des Gesetzes 2011 wurden zweisprachige Bezeichnungen der Ortstafeln in definierten Gemeinden verankert. Auch wenn daraus für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) keine gesetzliche Verpflichtung entsteht, haben diese sich freiwillig verpflichtet, im Zuge der Modernisierung von Bahnhöfen auch an allen betroffenen Halten schrittweise einsprachige durch zweisprachige Ortsnamensschilder zu ersetzen. In St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku wurde das im Zuge der Modernisierung der Haltestelle bereits umgesetzt.

Am Montag wurde in Bleiburg durch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) das ÖBB-Ortsschild Bleiburg Stadt/Pliberk mesto präsentiert. „Südkärnten ist geprägt von zwei Sprachen, zwei Kulturen, von Menschen, die das Miteinander leben und gestalten. Und genau das wollen wir hier auch sichtbar machen“, sagte Gewessler im Rahmen der Pressekonferenz. Ihr Dank gelte vor allem der Nationalratsabgeordneten Olga Voglauer (Grüne), die sich für dieses Thema stark gemacht habe.

„Zeichen der Wertschätzung“

ÖBB Infrastruktur-Vorstand Johann Pluy sprach von einer „großen gesellschaftlichen Verantwortung des größten Unternehmens Österreichs“ mit 40.000 Beschäftigten für alle hier lebenden Menschen: „Wir unterstützen die Vielfalt in unserem Land“, sagte er. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bezeichnete die zweisprachige Beschilderung als ein „wichtiges Zeichen der Wertschätzung der slowenischen Volksgruppe“ in Kärnten. „Dass die ÖBB dies ohne gesetzliche Verpflichtung umsetzen, ist weit mehr als eine symbolische Geste“, meinte Kaiser.

In Kärnten sind von der Umstellung die Bahnhöfe Wiederndorf-Aich/Vidra vas-Dob, Bleiburg/Pliberk, Bleiburg Stadt/Pliberk mesto sowie St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku, das aber bereits zweisprachig gestaltet ist, betroffen. Im Burgenland werden fünf Bahnhöfe in Deutsch und Kroatisch ausgewiesen.

© Rosina Katz-Logar

Für Gewessler sein klar: „Es kann nur ein logischer Schritt sein, dass in den definierten zweisprachigen Gemeinden nun auch die Bahnhofstafeln zweisprachig sind, für mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung sowie aus Respekt für die Kärntner Sloweninnen und Slowenen sowie Burgenland Kroatinnen und Kroaten. Ich freue mich sehr, dass wir Österreich mit diesem Zeichen ein Stück weit vielfältiger und bunter machen können.“

Respekt gegenüber kultureller Vielfalt

Die zweisprachige Beschilderung sei ein weiteres wichtiges Zeichen der Wertschätzung der slowenischen Volksgruppe in Kärnten, erklärte Kaiser: „Dass die ÖBB sich auch ohne gesetzliche Verpflichtung dazu verpflichtet, untermauert ein friedliches Miteinander und den Respekt gegenüber der kulturellen Vielfalt nicht nur in unserer Region, sondern in ganz Österreich. Solche Bemühungen sind weit mehr als symbolische Gesten – sie sind Ausdruck der gelebten Vielfalt und daher bedanke ich mich als Landeshauptmann und Volksgruppenreferent bei allen Verantwortlichen ganz herzlich dafür.“

Der Rat der Kärntner Slowenen begrüßt in einer Aussendung die Initiative, macht aber darauf aufmerksam, dass es in Kärnten in amtlich zweisprachigen Orten mehrere Autobushaltestellen gibt, die lediglich in Deutsch beschriftet sind. Ebenso sei fraglich, ob es auch im Bahnhofsinneren zweisprachige Aufschriften geben werde. „Für Autobushaltestellen ist die ÖBB nicht zuständig, es handelt sich um eine andere Firma“, sagte dazu die Ministerin. Sie wolle aber nach diesem ersten Schritt der zweisprachigen Bahnhofsbeschriftung weitere Schritte angehen.

„Die zweisprachigen Ortsbezeichnungen passen sehr gut in unsere Gemeinde, wo praktisch alle Ortschaften zweisprachig beschildert sind“, sagte Bürgermeister Stefan Visotschnig (SPÖ), der an das unglückliche Verrücken der Tafeln durch den damaligen Landeshauptmann Jörg Haider erinnerte. Von einem wichtigen Signal nach außen sprach Kulturstadtrat Markus Trampusch (EL). 

Petition übergeben

Der Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Hannes Mak (ÖV) sowie zahlreiche seiner Kollegen aus dem Bezirk überreichten der Ministerin vor dem Pressegespräch eine Petition für den Halt von Fernverkehrszügen im einzigen relevanten Bahnhof im Bezirk Völkermarkt, dem Bahnhof Kühnsdorf-Klopeiner See, der in Abstimmung mit dem Land Kärnten und dem Verkehrsverbund als Mobilitätsdrehscheibe entwickelt worden sei.