Die Vellacher Kotschna/Belska Koćna, ein Hochtal in den Steiner Alpen und zur Gemeinde Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla-Bela gehörend, bildet den südlichsten Zipfel nicht nur Kärntens, sondern auch Österreichs, und wird von der Vellach durchflossen. Im Norden geht sie in das Kotschnatal über, das nach Bad Vellach führt. Auf den drei restlichen Seiten wird sie von beeindruckenden Felsmassiven umrahmt. Bereits seit 1959 ist die Vellacher Kotschna ein als Natura 2000 ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Dieser Status wurde nun durch die Erhebung zum Europaschutzgebiet gekrönt und soll dazu beitragen, „die biologische Vielfalt zu bewahren und bestehende Schutzgüter und Lebensräume langfristig zu erhalten“, sagt Naturschutzlandesrätin Sara Schaar (SPÖ).

Besonders gefährdete Lebensräume

Ausschlaggebend für die Nominierung ist die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. „Geeignete Gebiete werden an die EU gemeldet, welche besonders gefährdete Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Vögel, die extra ausgewiesen sind, bewertet und nach einem längeren Verfahren zum Europaschutzgebiet erhebt“, erklärt Werner Petutschnig, Sachverständiger in der Naturschutzabteilung des Landes. Die Vellacher Kotschna wurde der EU als Natura 2000-Gebiet 1995 gemeldet und 2003 bestätigt. Solche Natura 2000-Gebiete sind gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie schließlich als Europaschutzgebiete zu verordnen – was eben jetzt erfolgt ist.

Werner Petutschnig von der Naturschutzabteilung des Landes
Werner Petutschnig von der Naturschutzabteilung des Landes © Elisabeth Peutz

582 Hektar

In ganz Kärnten gibt es derzeit 73 Europaschutzgebiete. Viele davon sind allerdings sehr klein. „Sie umfassen jeweils hundert Hektar und weniger und machen gesamt sieben bis acht Prozent der landesweiten Flächen aus“, führt Petutschnig aus. Die Vellacher Kotschna selbst gehört mit einer Größe von 582 Hektar schon zu den größeren Schutzgebieten.

Das Gebiet der Vellacher Kotschna besteht aus Kalken der Trias und zeichnet sich durch eine beeindruckende Flora und Fauna aus, die teilweise als endemisches Vorkommen einzuordnen ist. Das bedeutet, dass etliche Tiere oder Pflanzen nur hier vorkommen. Während der Talboden von Fichten dominiert wird, stehen in etwas höheren Lagen besonders schützenswerte Buchenwälder, die zum Teil sehr alt sind. Angrenzende Lärchen bilden dann die Waldgrenze. Von den Pflanzen hervorzuheben sind die Zois-Glockenblume, der Karawanken-Enzian, die Wulfen-Primel, der Frauenschuh oder die Krainer Lilie, die in Südkärnten ihre nördlichste Verbreitungsgrenze erfährt. Weiters wachsen hier Kerners Täschelkraut und Kerners Alpenmohn sowie Seggen-Gräser, die hübsche Polster zwischen den Steinen bilden. Unter den Tierarten ist die Schlingnatter zu erwähnen, vor allem aber die Kleine Turmdeckelschnecke, deren einziger Fundort innerhalb der Alpen hier liegt. „Man kann jedoch davon ausgehen, dass es noch zahlreiche Kleinlebewesen zu entdecken gilt, die von der Forschung bislang nicht erfasst wurden“, betont Petutschnig.

Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik
Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik © Privat

Elisabeth Lobnik, Bürgermeisterin von Eisenkappel-Vellach, sieht in der Nominierung der Vellacher Kotschna zum Europaschutzgebiet eine „positive Entwicklung“, denkt aber auch an die Grundbesitzer und die Bewirtschaftung (Forst- und Holzwirtschaft). Deren Interessen solle man keinesfalls außer Acht lassen. „Ich glaube aber, dass mit dem Grundbesitzer der Buchenbestände, die für ihn ein wesentliches wirtschaftliches Standbein darstellen, eine akzeptable Lösung gefunden wurde“, sagt Lobnik.