Seit Tagen wirft eine Wohnwagenkolonie auf der Marktwiese in Bleiburg/Pliberk einige Fragen auf. „Bei mir laufen die Telefone heiß. Viele befürchten, dass sich die Camper nicht an die hygienischen Regeln halten werden. Ich erwarte mir, dass die Wiese ordentlich verlassen wird und sich die Gäste in der Stadt den Regeln entsprechend verhalten“, so Bürgermeister Stefan Visotschnig (SPÖ), der sich auf den Vermieter, die Kirche, beruft. „Die Stadtgemeinde wurde bezüglich der Bereitstellung der Marktwiese auch nicht gefragt“, beklagt er.

Dechant Ivan Olip, der die Erlaubnis erteilte, beruhigt: „Man hat mir versichert, dass die Gesetze und Vorschriften eingehalten werden und sämtliche Abfälle weggeräumt werden.“ Weil der vier Meter hohe Abfallcontainer für die eher kleineren Menschen jedoch zu hoch sei, wurden bereits einige Müllsäcke neben den Container gestellt. „Die Verantwortlichen wollen das Problem so rasch als möglich lösen und erhalten demnächst niedrigere Container“, berichtet der Dechant.

Rund 500 Roma und Sinti

Bei den Campern handelt es sich um Mitglieder der Volksgruppierung der Roma und Sinti. „Wir verbringen hier rund vier Wochen“, sagt einer der rund 500 Angehörigen. Dann werde sich die Karawane, der Österreicher, Franzosen, Schweizer und Deutsche angehören, weiter durch Österreich bewegen. „Wir leben ein halbes Jahr in unseren Wohnungen und Häusern und sind von März bis Oktober als Fahrende unterwegs“, berichtet ein Sinti-Angehöriger. Österreich sei ein Lieblingsland der beiden Volksgruppen, die ihrer Tradition treu geblieben seien. „Wir sind als Familien unterwegs, die Kinder werden im Camp unterrichtet. Der Zusammenhalt in den Familien ist sehr groß.“

Die Roma und Sinti, die keinesfalls ärmlich seien, hätten auch selbst Interesse daran, die Marktwiese sauber zu hinterlassen. Die zum Großteil eleganten Wohnwägen sind auf der Marktwiese rund um ein Gebetszelt aufgestellt. „Wir versammeln uns hier zweimal am Tag und beten jeweils eine Stunde zu Gott“, berichtet einer der Reisenden. Fast alle Mitreisenden seien katholisch oder christlich-orthodox. Sinti seien jene Volksgruppe, die sich vor rund 600 Jahren in deutschsprachigen Gebieten wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz angesiedelt habe, Roma seien Völker, die in Ost- und Südosteuropa ihre Heimat fanden.

Anfang April campierten Mitglieder beider Volksgruppen auch am Parkplatz hinter dem Klagenfurter Kino „Cine City“. Laut dem Ordnungsamt gab es keinerlei Beanstandungen. Auch der Polizei sind keine Vorkommnisse bekannt. „Bei uns gab es bisher nur Beanstandungen hinsichtlich der Straßenverkehrsordnung. Die Roma und Sinti sind ein fahrendes Volk und müssen sich an die Gesetze halten. Wir behandeln sie nicht anders als jeden Staatsbürger“, sagt Bleiburgs Polizeiinspektionskommandant Markus Hoffmann.