Er steht nicht nur in der Küche, sondern unterhält mit seinem Schmäh auch gern die Gäste: Das Gastro-Urgestein Ernst Kummer. Mit seinem Gasthaus namens „Grinzing Heuriger“ am Steinerberg in der Nähe des Turnersees und Klopeiner Sees wurde er nun von der Wirtschaftskammer für sein 40-jähriges Betriebsjubiläum geehrt. „Dass ich 40 Jahre schaffe, war immer das Ziel meiner beruflichen Laufbahn. Das ist mir Gott sei Dank gesundheitlich auch geglückt. Obwohl ich mich wie ein 50-Jähriger fühle und noch voll Power habe, ist es an der Zeit, einen Nachfolger zu finden“, erklärt der 72-Jährige, der von allen „Ernstl“ genannt wird. Der stolze Jubilar hat die Urkunde, die ihm von Wirtschaftskammer-Bezirksstellenobmann Rudolf Bredschneider überreicht wurde, inzwischen in seinen Räumlichkeiten aufgehängt.
Begonnen hat alles 1984. „Damals habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und mit 30 oder 40 Plätzen klein angefangen. Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder vergrößert und inzwischen dank der beheizbaren Gartenterrasse 300 Sitzplätze“, erzählt Ernst Kummer, dessen erste Frau Angelika Kummer alles mit aufgebaut hat. Nach 32 Ehejahren ließen sie sich scheiden, mit seiner zweiten Frau Erika (63) ist Ernstl seit 15 Jahren zusammen. Seitdem hilft sie fleißig mit – auch jetzt in der Pension noch. Und auch der Rest der Familie packt mit an. Angefangen von Ernstls Bruder Franz (60) bis hin zu den beiden Söhnen. Als Nachfolger kommen sie aber nicht in Frage. „Ein Sohn ist Elektriker, der andere hat eine Personalleasingfirma. Wenn man im Berufsleben steht, wechselt man nicht so einfach“, sagt der Gastwirt, der auf eines seiner sechs Enkerl als Nachfolger hofft: „Das wäre mein großer Wunsch, denn das Gasthaus ist mein Leben.“ Sollte das nicht gelingen, wird ein Pächter gesucht. „Spätestens nächstes Jahr muss sich etwas tun“, so der Gastwirt, der weiterhin mithelfen will.
Idyllische Lage
Ohne seine Familie wäre der Betrieb nicht mögllich: „Man findet keine Leute mehr zum Arbeiten, egal wie viel man zahlt. Wenn ich nicht selbst kochen könnte, hätte ich längst zusperren können“, erzählt der gelernte Koch und Kellner, der in jungen Jahren im Sommer im Hotel Sonne am Klopeiner See und im Winter im Hotel Petzenkönig gearbeitet hat. Als er sich selbstständig gemacht hat, hat es ihm die Lage am Steinerberg angetan. „Das Gasthaus liegt idyllisch mitten im Wald, es ist wunderschön hier“, schwärmt der Gastwirt, der in der Hauptsaison zehn bis 13 Mitarbeiter – hauptsächlich aus der Familie – beschäftigt. Auch bei Familien sei der Heurige sehr beliebt. „Wir haben einen großen Spielplatz, da wimmelt es nur so vor Kindern im Sommer.“
Auf der Karte stehen sowohl warme Speisen, als auch Jause. Wie er auf den Namen „Grinzing Heuriger“ kam? „Früher gab es ein Lokal am Klopeiner See, das ,Grinzing‘ hieß. Doch es ging nach drei Jahren pleite. Damals dachte ich mir: Es gibt ein ,Grinzing‘ am Klopeiner See, dann mache ich ein ,Grinzing‘ am Steinerberg“, erzählt der Gastronom, der als gelernter Einzelhandelskaufmann nebenher 35 Jahre lang bei einer Versicherung im Außendienst tätig war.
Kostenloser Shuttle-Service
Sein Rezept für den Erfolg? „Es ist nicht nur das gute Essen und die Idylle am Berg, sondern auch die Unterhaltung. Ich biete seit 40 Jahren jeden Montag und Donnerstag von 19 bis 22 Uhr Live-Musik an. Das lieben die Gäste.“ Viele schwingen da auch das Tanzbein. Und der Chef selbst? „Ich bin zwar ein begeisterter Tänzer, aber ich habe keine Zeit dazu. Ich schaue lieber zu und applaudiere“, lacht der rüstige 72-Jährige. Im Sommer wird immer von 10 bis 21 Uhr warm ausgekocht, dienstags und mittwochs ist Ruhetag. Ab Dezember hat das Gasthaus den Winter über freitags, samstags und sonntags geöffnet. Im Umkreis wird übrigens ein kostenloser Shuttle-Service angeboten. „Damit sich niemand Gedanken machen muss, wie er nach einem Glaserl zu viel wieder nach Hause kommt“, schmunzelt der Gastwirt.