Bei der Hausgeburt am 21. März 1963 am Griffner Berg wurde die werdende Mutter regelrecht überrascht. „Damals wusste keiner, dass es Zwillinge waren“, sagt Wilhelm Mocher, der etwas früher als sein Zwillingsbruder Erwin das Licht der Welt erblickte. Aufgewachsen sind die beiden mit einem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester. Und schon von klein auf verband die beiden mehr als ihr Geburtsdatum. Beide besuchten die HTL in Klagenfurt und arbeiteten später als Elektrotechniker. „Wir hatten zuerst andere Berufswünsche, die jedoch aufgrund der finanziellen Situation nicht erfüllt hätten werden können. Irgendwann ist dann in uns der Wunsch gereift, dass wir mehr Abwechslung im Berufsalltag haben möchten. Wir wollten auch etwas machen, bei dem wir mit Menschen zu tun haben“, erinnert sich Wilhelm Mocher. So kam es, dass die beiden die Aufnahmeprüfung für die Gendarmarie mit Erfolg absolvierten und 1984 einrückten. Ein Konkurrenzdenken gab es bei den beiden aber nie. „Wir waren von den Noten her auch ziemlich gleich“, erinnern sich die Brüder, die sich immer wieder gegenseitig unterstützten. Auch sportlich teilten sie die gleichen Interessen, sind unter anderem viel Rad gefahren oder haben hobbymäßig Fußball gespielt.
Nach Abschluss der Gendarmerie-Schule wurden die beiden jedoch getrennt. Die Verwechslungsgefahr bestand dadurch seltener. „Ich wollte auch nicht, dass wir an der gleichen Dienststelle arbeiten“, sagt Erwin Mocher, der seinen Dienst in Bad Eisenkappel/Železna Kapla antrat, während Wilhelm Mocher in Völkermarkt stationiert war. 1988 trennten die beiden beruflich dann nur mehr wenige Kilometer, da Erwin Mocher nach Griffen kam. Was auch bei so manchen Autofahrern für überraschende Momente sorgte. „Es kam hin und wieder vor, dass wir zusammen Nachtdienste hatten. Alkolenker dachten dann, dass sie schon doppelt sehen“, so Wilhelm „Willi“ Mocher. Es gab aber auch Situationen, bei denen ein Autofahrer zuerst in Griffen und dann in Völkermarkt von jeweils einem der beiden Brüder angehalten wurde. „So mancher hat sich dann gewundert, wie das ging. Da sie dachten, dass es dieselbe Person ist.“
Bis zum 40. Lebensjahr waren beide auch einer Einsatzeinheit zugeteilt, bei der es zuerst um repräsentative Aufgaben ging. „Später kamen wir auch bei gesellschaftlichen Ereignissen zum Einsatz. Unsere erste große Veranstaltung war das GTI-Treffen“, sagt Erwin Mocher, der wie sein Bruder gut mit tragischen Einsätzen zurechtkam. Für beide war das mit dem Ausziehen der Uniform auch abgetan. Dennoch gab es natürlich Vorfälle, die ihnen in Erinnerung geblieben sind. Bei Erwin Mocher war es ein schwerer Unfall in Eisenkappel mit zwei Toten. Bei Wilhelm Mocher ein Einsatz auf der Ruhstatt, bei dem ein Kollege, mit dem er zuvor noch Dienst hatte, seine Frau erstach. Beide erlebten auch die Zusammenlegung der Gendarmerie mit der Polizei. „Im Laufe der Jahre hat sich aber auch die Gesellschaft stark verändert. Früher hatten die Leute noch mehr Respekt vor der Exekutive, generell gegenüber anderen Personen. Früher war der Job auch eine Berufung, heute nur mehr ein Beruf. Es wird halt erledigt, was gemacht werden muss“, sagt Wilhelm Mocher.
„Nicht unsere Art“
Brenzlig wurde es für beide zum Glück nie. Sie mussten auch nie ihren Gummiknüppel oder den Pfefferspray verwenden. „Das war nicht unsere Art zu verhandeln.“ Beide verstanden sich auch mit ihren Kollegen recht gut, von denen sie sich nach 40 Dienstjahren vor Kurzem verabschiedeten. Die beiden 61-Jährigen traten nämlich ihren wohlverdienten Ruhestand an. Klamottentechnisch unterscheiden sie sich dadurch jetzt schon etwas mehr. „Wir haben früher gerne immer das Gleiche getragen. Danach hatten wir die Uniform“. Hobbymäßig teilen sich die beiden noch das Motorradfahren und weitere Sportarten. Erwin Mocher ist auch Obmann des Griffner Radclubs. Wilhelm Mocher widmet sich nach wie vor dem Schießen und ist beim Völkermarkter Schützenverein sehr erfolgreich und holte sich schon mehrere Landes- und Bezirksmeistertitel. Er nimmt auch nach wie vor an internationalen Bewerben teil.
Den jetzigen „Dienstplan“ der Zwillingsbrüder „machen jetzt unsere jeweiligen Partnerinnen“, sagen die beiden mit einem Schmunzeln. Wilhelm Mocher lebt nach wie vor in der Gemeinde Griffen, Erwin Mocher mittlerweile in Völkermarkt. Zusammen verbringen sich auch gerne viel Zeit mit ihren Kindern, von denen keiner in die beruflichen Fußstapfen des Vaters trat.