Um das Berufswahlspektrum von Mädchen zu erweitern und Rollenklischees aufzubrechen, gibt es in Kärnten seit 2003 den Girls‘ Day, der zuerst tatsächlich nur auf einen Aktionstag beschränkt war. Ab 2014 wurde daraus ein Jahresprogramm, das immer im April gestartet wird und vom Referat für Frauen und Gleichstellung in Kooperation mit dem Verein EqualiZ durchgeführt wird. Heuer ging der Auftakt am Mahle-Standort in St. Michael ob Bleiburg/Šmihel pri Pliberku über die Bühne. 15 Schülerinnen der Volksschule Bleiburg – das Programm richtet sich speziell an Volksschülerinnen der dritten und vierten Klassen – hatten diesmal die Möglichkeit, in der Lehrlingswerkstätte in die Bereiche Metall-, Kunststoff- und Elektrotechnik hineinzuschnuppern und ein Werkstück anzufertigen. Dabei wurden sie von Mahle-Lehrlingen unterstützt.
Einer dieser Lehrlinge ist Anna Lampl aus Schwabegg/Žvabek, die seit September 2022 bei Mahle zur Prozesstechnikerin ausgebildet wird. „Ich habe vorher die WI’MO in Klagenfurt besucht, aber im zweiten Jahr gemerkt, dass das nichts für mich ist. Über meinen Bruder bin ich auf Mahle aufmerksam geworden und habe mich beworben. Dann ging es zum Auswahlverfahren und ich wurde genommen“, erzählte Lampl bei der Pressekonferenz. Vor allem das Drehen und Fräsen gefällt ihr an ihrem Beruf.
„Ein Drittel der Lehrlinge bei Mahle sind Mädchen, in einzelnen Lehrjahren sind es sogar an die 50 Prozent“, ergänzte Personalchefin Corinna Schleschitz. Die hauseigene Lehrlingsakademie gibt es seit 1974, bis heute wurden mehr als 750 Lehrlinge ausgebildet. Auch in den Fach- und Führungsteams am Standort in St. Michael liegt der Frauenanteil laut Schleschitz bei 50 Prozent.
Die Wichtigkeit von gemischten Teams betonte auch Landesrätin Sara Schaar (SPÖ): „Es ist wichtig, die Berufsgruppen zu Durchmischen, denn dann bleiben die Löhne stabil.“ Es sei nämlich Tatsache, dass in Berufen, in denen viele oder fast ausschließlich Frauen arbeiten, die Löhne sinken. Das gelte insbesondere auch für Bereiche, die einst Männerdomänen waren. „Das hat auch damit zu tun, dass Frauen bei Gehaltsverhandlungen oft nicht so selbstbewusst auftreten“, sagte Schaar.
Martina Gabriel, Frauen- und Gleichstellungsbeauftrage des Landes Kärnten, zählte die Firmen auf, die am heurigen Jahresprogramm teilnehmen, wie etwa Kärnten Netz, Griffnerhaus, Flex, FunderMax, Infineon oder die Treibacher Industrie AG. Diese und weitere Unternehmen ermöglichen es Volksschülerinnen im Laufe des Jahres, einen praktischen Einblick in ihre Berufswelt zu erlangen. „Warum wir mit Volksschülerinnen arbeiten, erklärt sich einfach dadurch, dass, je früher die Mädchen mit solchen Berufen in Berührung kommen, desto eher werden sie auch in eine spätere Berufswahl miteinbezogen“, führte EqualiZ-Geschäftsleiterin Christine Erlach aus.
Und die Bleiburger Volksschülerinnen waren tatsächlich mit Eifer bei der Sache. Sie fertigten ein Herz aus Kunststoff, in das ihr Vorname eingraviert wurde, an, das auf einem Metallsockel steht und beleuchtet wird. Dafür wurden sogar Drähte selbst gelötet.