Reges Treiben herrschte am 20. Februar beim Kraftwerk Edling. Die 190 Tonnen schwere und 44 Meter lange Schute namens „Ferlach“, die seit den 1970er-Jahren auf der Drau im Einsatz ist, wurde an diesem Tag in vier Teile zerlegt und auf mehrere Schwerlasttransporter verladen. Die Reise führt vom Völkermarkter Stausee nach Kufstein an den Inn, wo sie demnächst mit einer weiteren Schute und einem Baggerschiff aus Kärnten im Einsatz stehen wird. Während es nämlich an der Drau eine eigene Flotte von Baggerschiffen und Schuten der Verbund-Kraftwerksgruppe Drau gibt, existiert eine solche am Inn nicht. „Etwa alle zehn Jahre muss auch am Inn gebaggert werden, deshalb werden die Schiffe dorthin verlagert“, erklärt Verbund-Pressesprecher Robert Zechner.
Das Ausbaggern dient zur Aufrechterhaltung der Hochwasserschutzfunktion der Wasserkraftwerke. Sediment und Geröll wird so aus dem Stauraum entfernt. „Gerade vor den Kraftwerken gibt es weniger Strömung, was die Ablagerung von Sediment verstärkt“, sagt Zechner. Am 21 Kilometer langen und bis zu 1,5 Kilometer breiten Völkermarkter Stausee, der mit einer Fläche von rund 9,3 Quadratkilometern der drittgrößte See Kärntens ist, sind fast ganzjährig Baggerschiffe unterwegs, die das Aushubmaterial auf die Schuten verladen. Damit werden andernorts ausgeschwemmte Stellen im Stausee aufgefüllt oder – wie aktuell in Brenndorf – Ausgleichsflächen geschaffen, an denen sich wieder Pflanzen und Tiere ansiedeln. „Natürlich haben wir auch ohne die drei nach Kufstein transportierten Schiffe noch genug Schiffe an der Drau“, versichert der Pressesprecher. Zudem kommen die drei „verliehenen“ Schiffe nach ihrem Einsatz am Inn wieder zurück an den Völkermarkter und den Feistritzer Stausee.
Von Edling nach Tirol
Der Weg von Edling nach Kufstein ist beschwerlich. Aufgrund der Dimensionen kann der Konvoi nicht über die Tauernstrecke fahren, sondern muss über Graz und die A 9 fahren, bevor es auf der A 1 weiter und über Rosenheim in Bayern schließlich ins Tiroler Kufstein geht.
Das Kraftwerk Edling selbst wurde in den Jahren 1958 bis 1962 errichtet. Durch den Bau des Kraftwerks entstand auch der Völkermarkter Stausee. Als die Drau 1961 aufgestaut wurde, mussten sich etwa die rund 70 Bewohner der Ortschaft Pirk eine neue Heimat suchen. Ein Marterl in Pribelsdorf erinnert heute noch an „das versunkene Dorf“. Heute wird das Kraftwerk Edling vom Kraftwerk Schwabeck aus mitbetreut und deckt mit seiner Leistung den Strombedarf von etwa 100.000 Haushalten pro Jahr.
Insgesamt betreibt Verbund derzeit in Österreich und Bayern 127 Wasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 7650 Megawatt und produziert jährlich rund 28,2 Milliarden Kilowattstunden Strom.