Hohe Baustoff- und Lohnkosten prägen derzeit die Bauwirtschaft. Zudem gehen die Auftragsbestände im Wohnbau in Kärnten gegen Null. In allen Bereichen herrscht außerdem nach wie vor ein akuter Fachkräftemangel, der sich negativ auf die Branche auswirkt. Besonders mittelständische Unternehmen seien vom Fachkräftemangel betroffen, der durch den demografischen Wandel und die Abwanderung von Arbeitskräften noch verschärft wird. „Die weitere Entwicklung unserer Betriebe im Jahr 2024 hängt stark von den Entscheidungen der Politik ab. Ein großer Anteil der öffentlichen Bauaufträge kommt von den Gemeinden. Viele Kommunen sind aber mittlerweile in eine finanzielle Schieflage geraten. Ein weiterer Rückgang der öffentlichen Aufträge insgesamt wäre, für viele Unternehmen, nur schwer zu verkraften“, meint Barbara Quendler, Geschäftsführerin der Innung Bau in der Wirtschaftskammer Kärnten. Eine Änderung sei in naher Zukunft nicht absehbar. „Die Unternehmer setzten daher verstärkt auf Sanierung, die massiv gefördert werden sollte“, führt Quendler weiter aus.
Wertschätzung des Handwerks
Baumeister Stefan Karl Liesnig Junior von Liesnig Bau in Bleiburg sagt: „Die Neubauten gehen zurück, aber am Bau gibt es immer etwas zu tun. Man muss einfach, flexibel und breit aufgestellt sein.“ Liesnig Bau bietet unter anderem Planung, Altbausanierungen, Baumeisterarbeiten sowie den Bau von Außenanlagen oder Gewerbebauten- und landwirtschaftlichen Gebäuden an. Laut Liesnig seien auch die Lohnkosten Preistreiber. „Im Mai werden die Löhne wieder angepasst“, so Liesnig. Auch der Fachkräftemangel bleibe ein Thema. Ein Umdenken sei gefragt. „Der Lehrberuf sollte gestärkt werden und die Wertschätzung des Handwerks steigen. Es sind schließlich schöne Berufe“, so Liesnig weiter.
Häuslbauer haben Probleme
Gerald Glabonjat, Geschäftsführer von G-Bau Glabonjat in Völkermarkt, sieht 2024 als eine Herausforderung für alle Baufirmen: „Ein wesentliches Problem der wirtschaftlichen Lage ist, dass sich Jungfamilien den Bau eines Eigenheims nicht mehr leisten können – und somit automatisch als Häuslbauer wegfallen. Daher sollten die Häuslbauer mit einer Landesförderung unterstützt werden, ansonsten ist keine Besserung der Baubranche in Sicht.“ Generell rechnet Glabonjat erst im nächsten Jahr mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.
„Der Tiefpunkt sollte durchschritten sein“, meint hingegen Georg C. Niedersüß, seit dem Jahr 2013 Eigentümer und Geschäftsführer von Griffner Haus. Viele würden sich zurzeit scheuen, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Für Niedersüß sei jetzt jedoch eine gute Zeit, sich mit einem Eigenheim zu befassen. Denn die Mieten würden weiterhin steigen.