„Unsere Auszeichnung ist ein weiterer Meilenstein für unsere Mission in eine nachhaltige Zukunft. Der Preis ist für uns eine Wertschätzung und ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Sandro Piroutz von der Schuhmanufaktur „woody“. Der Familienbetrieb in Müllnern bei Sittersdorf/Žitara vas mit Vater Gerhard und Sohn Sandro Piroutz erhielt heuer den Nachhaltigkeitspreis vom Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds. 35 Mitarbeiter erzeugen unter der Marke „woody“ 40.000 Paar Schuhe jährlich: Clogs, Sandalen, Stiefel, Sneakers. Das Besondere daran ist, dass die Sohlen aus biegsamem Weidenholz und das Obermaterial aus Leder oder Kuhfell gefertigt sind. Und weil der Betrieb seinen Strom aus Photovoltaik erzeugt, den Standort mit Produktionsabfällen heizt, eigenes Grundwasser anzapft und für aktive Aufforstung der Weiden-Wälder im Burgenland sorgt, könnte der CO2-Fußabdruck der Schuhe nicht besser ausfallen.
Nächste Generation
Entwickelt hat die Sohle aus Holz, die mit dem Einsatz eines besonderen Kautschuks biegsam gemacht wird, Firmenchef Gerhard Piroutz, der den Betrieb von seinem Vater Johann 1981 übernommen hat. Mittlerweile steigt Sohn Sandro Piroutz in die Fußstapfen seines Vaters. Der HTL-Absolvent für Maschinenbau in Ferlach begann in der Corona-Pandemie an neuen Modellen und Marketingstrategien zu tüfteln. Heraus kam der erste, extrem stylische Sneaker der Welt mit elastischer Holzsohle, der mittlerweile zum Renner geworden ist. Gemeinsam mit der hauseigenen Designerin Mateja wird ständig an neuen Modellen und Farben gefeilt. Demnächst soll ein federleichter Mokassin auf italienische Art auf den Markt kommen.
„Wir treffen mit unseren Schuhen den Zeitgeist. Weg von Billig- hin zu hochwertigen, haltbaren Modellen aus natürlichen Materialien“, erklärt Sandro Piroutz den Trend und fügt hinzu: „Unsere Schuhe sind zeitlos und werden von Teenagern bis hin zu Senioren getragen.“ Das Leder kommt als Abfallprodukt aus Italien, das weiche Holz von Weiden oder Pappeln aus dem Burgenland. „Keine Kuh braucht extra wegen unserer Schuhe zu sterben“, so Sandro Piroutz.
Wenngleich die Philosophie lautet, die Schuherzeugung in Kärnten zu belassen, werden die Oberteile auf zwei Standorten in Bosnien erzeugt. Nicht vordergründig, weil es billiger sei, sondern weil man dort noch altes Schusterhandwerk verstehe, was hierzulande nicht mehr der Fall ist. So tackern Josef, Christoph oder Anton die fertig genähten Lederoberteile auf die in Müllnern produzierten Sohlen.
Vivian Westwood und der Papst
Endgültig in den Zenit der Modebranche katapultiert wurde die Firma, als niemand geringerer als Fashion-Lady Vivian Westwood 2016 auf Woody aufmerksam wurde. Bei der London Fashion Week drehte sich alles um das Thema Holz, da kamen die „woodys“ gerade recht. Auch auf den Runways von New York, Mailand und Paris. Den Schuh mit dem Westwood-Design gibt es noch heute in Form von Sneakers und Stiefeln im Outlet zu kaufen. Auch der Papst geht wie auf Wolken, seit er bei einer Audienz des Motorradclubs Sittersdorf im Vatikan „woody“-Schuhe als Geschenk bekam. Der Papst trägt übrigens Größe 43.
Die Erfolgsgeschichte des Familienbetriebs begann vor 101 Jahren, als Michael Piroutz am Standort Müllnern Heugabeln , -rechen und Holzzockeln für die Bauern der Umgebung erzeugte. Nachfolger Johann Piroutz stellte die Produktion von Funktions-Holzschuhen ab 1970 auf breitere Beine. Mit der Erfindung der biegsamen Sohle 1989, gepaart mit Fashion-Elementen, der Gründung des Manufaktur-Outlets und neuen Vertriebswegen ging es mit den Schuhen steil bergauf. 2015 investierte man in den noblen Verkaufsshop, wo alle Modelle akkurat aufgereiht zum Verkauf stehen.
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Elisabeth Tschernitz-Berger